Namensschild einer Ärztin mit durchgestrichenem "Dr. med."
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Niels C. Fleischhauer

Arzt ohne Doktortitel: Wie wichtig ist der Dr. noch für Chefärzte, Oberärzte und Fachärzte?

Mit Euch, Herr Doktor, zu spazieren, ist ehrenvoll und ist Gewinn”, spricht der Gehilfe Wagner salbungsvoll zu seinem Lehrmeister Dr. Faust. Der Leser von Goethes vielleicht bekanntestem Werk weiß intuitiv: Der Doktor ist in diesem Fall kein promovierter Theologe oder Wirtschaftswissenschaftler, sondern Arzt. Denn kaum eine Anrede ist in unserem Kulturkreis so charakteristisch für einen bestimmten Beruf wie die Bezeichnung “Doktor”. Doch welchen beruflichen Erfolg kann man dann als Arzt ohne Doktortitel überhaupt haben? Wir finden es heraus.

Hier zeige ich Ihnen, welche attraktiven Karrieremöglichkeiten Ihnen selbst als Facharzt, Oberarzt und Chefarzt ohne Doktortitel offenstehen. Sie werden überrascht sein, wie wenig in Wahrheit für eine Promotion in der Medizin spricht. Und allen, die wegen eines fehlenden Doktorgrades Nachteile befürchten, kann ich ein wertvolles Unterstützungsangebot machen.

Medizin und Doktorwürde – ein unzertrennliches Paar

Früher war die Doktorwürde dem Herren vorbehalten. Die Ehefrau konnte höchstens “kopromoviert” werden. Nämlich dann, wenn sie mit “Frau Doktor” – als Frau des Doktors – angesprochen wurde. Das ist seit Jahrzehnten anders. Heute können alle Geschlechter gleichermaßen promoviert werden, wobei die Frauen mittlerweile das Ruder übernommen haben.

Nach wie vor gilt: Medizin und Doktorwürde gehören zusammen. Das weiß hierzulande jedes Kind. Schon in Wilhelm Buschs “Max und Moritz heißt es: “Und der Herr Doktor sitzt dabei und gibt ihm bitt’re Arzenei.” Im Englischen ist die Anrede “doctor” für den Arzt – den “medical doctor” – sogar reserviert.

Es verwundert nicht, dass keine Studienrichtung in Deutschland so viele Dissertationen einreicht wie die Mediziner. Traditionell erlangen 60 bis 65 Prozent der deutschen Ärzte den Doktorgrad. Das ist zwar weit entfernt von den Biologen mit 86 Prozent; aber wir können festhalten: Der Dr. med. ist eher die Regel denn die Ausnahme.

Erwartungen von Medizinstudenten

Eine Doktorarbeit zu verfassen, ist keine spontane Laune, sondern eine strategische Entscheidung. Bezüglich der Motivation von Studenten und Absolventen der Medizin für eine Promotion führte der Hartmannbund eine Umfrage durch. Interessanterweise scheint ein gegebenenfalls besseres Einkommen für die Befragten fast irrelevant zu sein. Dagegen erhofft man sich vor allem die Förderung der wissenschaftlichen Karriere als Arzt und ein höheres Ansehen. Bemerkenswert finde ich, wie redundant und selbstreferenziell die Antwortmöglichkeiten größtenteils waren:

  • Gehört einfach zum Arztberuf dazu
  • Prestige / Motivation / Ehrgeiz
  • Ansehen / Akzeptanz seitens der Patienten
  • Akademischer Titel
  • Promotion kann studienbegleitend durchgeführt werden

Abgesehen von der akademischen Laufbahn scheint es also – zumindest geht dies aus der Befragung hervor – kaum handfeste Beweggründe für die Erlangung des Doktorgrades zu geben. Zumeist geht es eher um die Optimierung der Wahrnehmung durch Kollegen, Patienten oder das private Umfeld. Spannend wird es, wenn wir diese Hoffnungen und Erwartungen mit der Berufsrealität abgleichen. Was unterscheidet etwa einen Facharzt ohne Dr. von einem Kollegen mit Promotion?

Gleiche Aufstiegschancen als Arzt mit und ohne Doktortitel

Als Arzt ohne Doktortitel unterliegen Sie keinerlei Einschränkungen bei der Berufsausübung. Sie können ebenso Chefarzt werden wie Ihre promovierten Kollegen. Und sobald Sie die Facharztprüfung bestanden haben, können Sie sich auch ohne den “Dr. med.” in einer Kassenpraxis niederlassen. Allerdings könnte Ihnen der Doktorgrad beim Aufstieg in Führungspositionen Vorteile einbringen. Wobei ich behaupte, dass ein Master of Health Business Administration dem angehenden Chefarzt mehr nützt.

Wenn Sie als Arzt in die Forschung gehen möchten, ist der Doktorgrad alternativlos. Er ist in gewissem Sinne der Nachweis dafür, dass Sie imstande sind, wissenschaftlich zu arbeiten. Ansonsten wird die medizinische Karriereleiter schnell zu Ende sein.

Außerhalb von Unikliniken wird man als Arzt ohne Doktortitel kaum Nachteile erleiden. Gemäß dem Hartmannbund – und ich kann ihn da nur bestätigen – legt der überwiegende Teil der Arbeitgeber im Gesundheitswesen “keinen Wert auf eine Promotion”. Vielmehr liegt der Fokus darauf, überhaupt genügend geeignete Bewerbungen für die Stellen zu bekommen.

Höheres Gehalt möglich

Die Doktorwürde wirkt sich positiv aufs Gehalt aus. Aber mit großen Einschränkungen. So werden fast alle Weiterbildungsassistenten nach Tarif bezahlt. Auch als Facharzt und sogar Oberarzt werden Sie ohne Doktortitel genauso gut entlohnt wie Ihre promovierten Kollegen.

Ein Chefarzt ohne Doktortitel wird womöglich Nachteile erleiden. So bleiben ihm die Professorenstellen an Unikliniken in aller Regel verwehrt. Indirekt wirkt sich dies also durchaus aufs Einkommen aus.

Zeit- und Kostendruck

Als wäre ihr Fach alleine noch nicht anspruchsvoll genug, absolvieren viele Medizinstudenten ihre Dissertation studienbegleitend. Einer Umfrage der Medizinischen Hochschule Hannover zufolge dauert eine Promotion aber rund 1.800 Arbeitsstunden. Das entspricht – umgerechnet auf eine Vollzeitanstellung – mehr als ein Jahr unentgeltlicher Arbeit. Auf einen halbtägigen Arbeitsplatz gemünzt, sprechen wir dann schon von deutlich mehr als zwei Jahren. Die Studierenden, welcher der Hartmannbund befragte, waren sich mehrheitlich sicher, dass das während des Studiums kaum zu schaffen sei.

Den Kopf halt’ kühl, die Füße warm, das macht den besten Doktor arm”, weiß eine Redewendung, die gerne Heinrich Heine zugeschrieben wird. Doch arm sind auch viele Mediziner während der Promotion. Ausgestattet mit einem Studienkredit, steigt mit fortschreitender Zeit der finanzielle Druck. Und vielen ist unbekannt, dass das BAFöG nach Abschluss des Medizinstudiums nicht mehr gezahlt wird. Doktoranden gehen also leer aus, weshalb eine Anstellung als Wissenschaftler bei der Hochschule notwendig ist.

Geringe wissenschaftliche Güte

Verglichen mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen verfassen Medizinstudierende sehr wenige Hausarbeiten. Bei der Erstellung ihrer Dissertation verfügen sie entsprechend über weniger Erfahrung. Wenn dann noch der Doktorvater ein Chefarzt mit Workaholic-Mentalität ist, bleibt offen, wie gut die Betreuung des Promovierenden funktioniert. Die Folge: Der “Dr. med.” ist international weniger anerkannt. Spürbar wird dies, wenn Medizinstudenten aus Deutschland sich vergeblich um internationale Förderprogramme bewerben.

Der Wissenschaftsrat spricht sich seit Jahren dafür aus, die Promotionsphase erst im Anschluss ans Medizinstudium zu beginnen. So soll die wissenschaftliche Qualität erhöht werden. Der Medizinische Fakultätentag nimmt dies zur Kenntnis, lehnt solche Vorschläge jedoch ab. Eine Änderung ist also nicht in Sicht.

Was das höhere Ansehen eines promovierten Mediziners angeht, so sind mir keine Zahlen bekannt, welche diese Behauptung untermauern. Und selbst wenn dies der Fall wäre, stelle ich die Frage: Wäre dies Grund genug, das ohnehin schon schwere Medizinstudium mit einer parallelen Doktorarbeit zu überlasten?

Doktorarbeit zunehmend umstritten

Die Doktorwürde ist in der Ärzteschaft fest verankert. Doch wir sehen, dass einiges gegen eine Promotion spricht und man als Arzt ohne Doktortitel fast keine Nachteile erleidet. Entsprechend gespalten ist die Studentenschaft bezüglich der Sinnhaftigkeit einer Doktorarbeit. Laut einer Umfrage des Hartmannbundes halten sie 44 Prozent der Medizinstudenten für nützlich. 36 Prozent sind anderer Meinung. Vor allem Frauen zeigen sich bei dieser Frage unentschlossen.

Assistenzärzte äußern sich ähnlich. Ganze 60 Prozent stellen fest, dass der Doktorgrad “keinen Nutzen für ihre ärztliche Tätigkeit bringt”. Zudem fühlt sich die Mehrheit nicht gut auf die Promotion vorbereitet. Die Noten für die Hochschulen fallen entsprechend mittelmäßig aus.

Arzt mit oder ohne Doktortitel – welcher Weg ist Ihrer?

Als Mediziner zu promovieren oder nicht, sollte keine leichtfertige Entscheidung sein. In den meisten Fällen dürfte eine Doktorarbeit keine messbaren Vorteile bringen. Man kann als Arzt ohne Doktortitel genauso erfolgreich sein. So mancher Assistenzarzt entscheidet sich bei der Frage “Uniklinik oder nicht? für eine wissenschaftliche Karriere. In dem Fall – allenfalls noch aus Prestigegründen – ist eine Promotion sinnvoll.

Sie stehen vor der Entscheidung, ob Sie Ihre Dissertation noch während des Studiums oder erst danach beginnen? Oder sind Sie unsicher, ob Sie überhaupt promovieren sollen? Dann wird Ihnen das kollegiale Coaching von Ärzteglück bei der Entscheidungsfindung helfen.

Vielleicht bedauern Sie aber auch, den Doktorgrad damals nicht erworben zu haben. Auch in dem Fall sollten Sie uns kontaktieren. Eine promovierte Kollegin mit zwölf Jahren Coaching-Erfahrung steht Ihnen zur Seite. Gemeinsam finden Sie geeignete Berufsfelder, in denen Sie auch als Arzt ohne Doktortitel durchstarten können.

Vor welcher Herausforderung auch immer Sie stehen – wir wollen, dass Sie Ihren Arztberuf lieben. Melden Sie sich bei uns. Doch lassen Sie sich nicht zu viel Zeit damit. Denn die Plätze in unserem Coaching sind begrenzt.

Über den Autor

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Niels C. Fleischhauer

Inhaber von Ärzteglück

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