Erinnern Sie sich noch, wie Sie als Kind Weihnachten oder Ihrem Geburtstag entgegengefiebert haben? Bestimmt haben Sie auch die Tage rückwärts gezählt. Die Zeit scheint extrem langsam zu vergehen, wenn wir uns auf etwas ganz besonders freuen. Ähnlich blicken Assistenzärzte dem Ende ihrer Facharztweiterbildung entgegen – jenem Tag, an dem man sich endlich “Facharzt” nennen darf.
Hier lernen Sie alles zur Dauer der Facharztausbildung. Ich beantworte die Fragen, wie lange man eigentlich Assistenzarzt ist und es dauert, bis man endlich Facharzt wird. Zudem verrate ich Ihnen, welches die kürzesten sowie längsten Facharztausbildungen sind und wodurch Sie Ihre Facharztausbildung verkürzen können. Am Schluss erhalten Sie noch einen heißen Tipp, wie Sie genau die Fachrichtung finden, welche Sie dauerhaft glücklich macht.
Wie lange ist man Assistenzarzt?
Die Frage, wie lange die Assistenzarztzeit dauert, bis man die Facharztausbildung abschließen kann, richtet sich nach den Zeiträumen der Weiterbildungsabschnitte. Diese sind je nach Fachbereich und Bundesland, in welchem die Facharztprüfung stattfinden soll, unterschiedlich lang. So beträgt die durchschnittliche Dauer der meisten Facharztausbildungen etwa fünf bis sechs Jahre – gemessen anhand einer Vollzeittätigkeit. Nachlesen können Sie die entsprechenden Weiterbildungsinhalte und deren zeitlichen Rahmen in der Weiterbildungsordnung der zuständigen Landesärztekammer.
Wenn Sie zum Beispiel Facharzt für Innere Medizin werden wollen, unterteilt sich die 60-monatige Dauer der Facharztausbildung in verschiedene Abschnitte. Unten sehen Sie, wie lange jeweils ein Abschnitt für die Ausbildung zum internistischen Facharzt dauert:
Dauer | Abschnitt |
48 Monate | “In Innere [sic] Medizin oder in mindestens zwei verschiedenen Facharztkompetenzen des Gebiets Innere Medizin” – davon wiederum “30 Monate in der stationären Patientenversorgung” |
6 Monate | “In der Notfallaufnahme” |
6 Monate | “In der Intensivmedizin” |
Verlängerung der Weiterbildungszeit
Vor dem Hintergrund der immer bedeutenderen Work-Life-Balance wollen viele Ärzte ihre Stunden reduzieren. Auch Assistenzärzte können ihre Facharztweiterbildung in Teilzeit ableisten, solange diese ein Mindestmaß an Wochenstunden beinhaltet. So schreibt die Bayerische Landesärztekammer wenigstens 12 Wochenstunden vor, während es in Schleswig-Holstein 19,25 Stunden sind und die Landesärztekammer Brandenburg recht vage “mindestens die Hälfte der wöchentlichen Arbeitszeit” verlangt.
Sie überlegen, Ihre Arbeitszeit während der Weiterbildung zu reduzieren? Dann sollten Sie bedenken, dass sich die Dauer der Facharztausbildung in Teilzeit anteilig verlängert. Einen Orientierungswert erhalten Sie mit einem Weiterbildungszeitenrechner.
Abseits der Stundenreduzierung kommt es vor, dass sich die Dauer der Facharztausbildung auch unfreiwillig verlängert – etwa dann, wenn Weiterbildungsinhalte in der Mindestzeit nicht erlernt wurden. Dazu mache ich insbesondere in letzter Zeit vermehrt Bekanntschaft mit Assistenzärzten, die ihren OP-Katalog nicht vollkriegen. Dies scheint vor allem angehende Gefäßchirurgen zu betreffen. Ursächlich dürfte unter anderem sein, dass infolge der Corona-Pandemie viele planbare Eingriffe verschoben wurden.
Zudem wird mir berichtet, dass einzelne leitende Ärzte manche ihrer Weiterbildungsassistenten aus reiner Schikane nicht für OPs einplanen. Wir haben es hier also mit Mobbing unter Ärzten zu tun. Um die Facharztweiterbildung erfolgreich zu beenden, besteht für Assistenzärzte oftmals die einzige Möglichkeit im Wechsel des Arbeitgebers.
Weiterhin sollten Sie bei der Wahl Ihrer Assistenzarztstelle auf die Weiterbildungsbefugnis Ihres Arbeitgebers achten. Häufig liegt diese nur für beispielsweise zwei Jahre vor. Das bedeutet, dass ein Stellenwechsel vorprogrammiert ist. In manchen Fächern wie der Augenheilkunde oder der Dermatologie gestaltet sich die Suche nach einer Weiterbildungsstelle aber zäher als gedacht. Die entsprechende Wartezeit verlängert die Dauer der Facharztausbildung zusätzlich.
Was ist die kürzeste/längste Facharztausbildung?
Wie viele Jahre ist man Assistenzarzt? Mit der Faustregel fünf bis sechs Jahre liegt man schon ganz gut, wenn man schätzt, wie lange die Facharztausbildung insgesamt dauert. Dennoch gibt es teils große Unterschiede. So unterscheiden sich die kürzeste und die längste Facharztausbildung um ganze zwei Jahre (!). Auch wenn es je nach Bundesland Verschiedenheiten gibt, liste ich Ihnen exemplarisch die Dauer der Facharztausbildungen für Bayern auf:
Facharztrichtung | Dauer |
Allgemeinmedizin | 60 Monate |
Anästhesie | 60 Monate |
Anatomie | 48 Monate |
Arbeitsmedizin | 60 Monate |
Augenheilkunde | 60 Monate |
Biochemie | 48 Monate |
Allgemeinchirurgie | 72 Monate |
Gefäßchirurgie | 72 Monate |
Herzchirurgie | 72 Monate |
Kinder- und Jugendchirurgie | 72 Monate |
Orthopädie und Unfallchirurgie | 72 Monate |
Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie | 72 Monate |
Thoraxchirurgie | 72 Monate |
Viszeralchirurgie | 72 Monate |
Frauenheilkunde und Geburtshilfe | 60 Monate |
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde | 60 Monate |
Haut- und Geschlechtskrankheiten | 60 Monate |
Humangenetik | 60 Monate |
Hygiene und Umweltmedizin | 60 Monate |
Innere Medizin | 60 Monate |
Innere Medizin und Angiologie | 72 Monate |
Innere Medizin und Endokrinologie und Diabetologie | 72 Monate |
Innere Medizin und Gastroenterologie | 72 Monate |
Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie | 72 Monate |
Innere Medizin und Infektiologie | 72 Monate |
Innere Medizin und Kardiologie | 72 Monate |
Innere Medizin und Nephrologie | 72 Monate |
Innere Medizin und Pneumologie | 72 Monate |
Innere Medizin und Rheumatologie | 72 Monate |
Kinder- und Jugendmedizin | 60 Monate |
Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie | 60 Monate |
Laboratoriumsmedizin | 60 Monate |
Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie | 60 Monate |
Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie | 60 Monate |
Neurochirurgie | 72 Monate |
Neurologie | 60 Monate |
Nuklearmedizin | 60 Monate |
Öffentliches Gesundheitswesen | 60 Monate1 |
Neuropathologie | 72 Monate |
Pathologie | 72 Monate |
Pharmakologie und Toxikologie | 60 Monate |
Phoniatrie und Pädaudiologie | 60 Monate |
Physikalische und Rehabilitative Medizin | 60 Monate |
Physiologie | 48 Monate |
Psychiatrie und Psychotherapie | 60 Monate |
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie | 60 Monate |
Radiologie | 60 Monate |
Rechtsmedizin | 60 Monate |
Strahlentherapie | 60 Monate |
Transfusionsmedizin | 60 Monate |
Urologie | 60 Monate |
Sie sehen also, dass Fachärzte für Anatomie, Physiologie oder Biochemie die kürzeste Facharztausbildung erwartet. Viele Mediziner vermuten gar, einer diese Kollegen sei entspanntester Facharzt. Ärzte der Inneren Medizin, Pathologie oder Chirurgie wiederum haben dagegen die von der regulären Dauer her längsten Facharztausbildungen vor sich. Einige dieser Vertreter sehen sich deswegen gerne als Mitglied einer Art von medizinischen Königsdisziplin. Doch ob kürzester oder längster Facharzt – Sie entscheiden, welche Rolle die Frage, wie lange man Assistenzarzt ist beziehungsweise sein „muss“, bei der Wahl Ihrer Fachrichtung spielt. Ich jedenfalls empfehle, lieber etwas mehr Zeit zu investieren und dafür im richtigen Fachgebiet zu landen.
Lässt sich die Dauer der Facharztausbildung verkürzen?
Angesichts sechs langer, entbehrungsreicher Jahre fragen sich viele Weiterbildungsassistenten, ob sie die Dauer der Facharztausbildung verkürzen können. Eine derartige Option geben die Weiterbildungsordnungen nur für ganz wenige Ausnahmen her. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise kann immerhin ein in der Allgemeinmedizin absolviertes PJ in der entsprechenden Facharztausbildung angerechnet werden.
Besser sieht es aus, wenn Sie Ihre Facharztrichtung wechseln oder einen zweiten Facharzt machen wollen. In einem solchen Fall “kann die Landesärztekammer im Einzelfall eine Verkürzung der festgelegten Weiterbildungszeit zulassen, wenn abzuleistende Weiterbildungszeiten bereits im Rahmen einer anderen erworbenen fachärztlichen Weiterbildungsbezeichnung absolviert worden sind.” Das gibt etwa die Bayerische Landesärztekammer an. Die zu leistende Weiterbildungszeit dürfe dann “höchstens um die Hälfte der Mindestdauer der jeweiligen Facharztweiterbildung reduziert werden.” Auf diese Weise können Sie Ihre Facharztausbildung verkürzen und theoretisch bis zu drei Jahre sparen.
Genau die richtige Facharztrichtung finden
Die Entscheidung für eine Facharztrichtung sollte nicht alleine darauf beruhen, wie lange der Facharzt beziehungsweise eine bestimmte Facharztausbildung dauert. Viel wichtiger ist, ob Sie sich im jeweiligen Gebiet wohlfühlen. Kommen Sie als Facharzt ohne Patientenkontakt zurecht? Sind Ihnen als Assistenzarzt oder Facharzt familienfreundliche Arbeitszeiten wichtig? Sind Sie technisch interessiert? Lassen Sie sich von Antworten auf Fragen wie diese leiten. Manch einer wird sich auch daran orientieren, welches die derzeit meistgesuchten Fachärzte sind.
Sie sind unsicher, ob Ihre Wahl der Fachrichtung die richtige war und wo Sie die beste Facharztausbildung bekommen; oder Sie stehen noch ganz am Anfang und wie der sprichwörtliche Ochse vor einem Berg an ähnlich attraktiven Optionen? Sie fragen sich: “Welcher Facharzt passt zu mir?” Das ist kein Wunder. Es geht vielen Kollegen so. Aus diesem Grund gibt es das kollegiale Perspektiven-Coaching von Ärzteglück. Wir wollen, dass Sie Ihren Arztberuf lieben. Im Coaching finden Sie gemeinsam mit einem ärztlichen Coach heraus, welche der medizinischen Fachrichtungen am passendsten für Sie ist. Doch die zeitlichen Kapazitäten sind eng. Vereinbaren Sie also idealerweise noch heute Ihren Coaching-Termin.