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Niels C. Fleischhauer

„Ich bin ein schlechter Arzt“: Sicherheit statt Selbstzweifel entwickeln

Manchmal erreicht man einen Punkt, an dem man einfach nur alles hinwerfen will. So passiert es auch und ganz besonders im Arztberuf – dann, wenn aus der anfänglichen Berufung ein Bedauern entsteht. Falls es gerade jetzt auch Ihnen so gehen sollte – bitte geben Sie noch nicht auf. Vielleicht hilft Ihnen dieser Beitrag.

Der folgende Text richtet sich an alle, die über sich selbst sagen: “Ich bin ein schlechter Arzt.” Gemeinsam mit dem Arzt und Vortragsredner Dr. Orell Mielke versuche ich, Sie im richtigen Umgang mit Ihren Selbstzweifeln zu unterstützen. Wir wollen Ihnen eine Idee davon geben, warum Sie den Arztberuf nicht aufgeben müssen und warum es sich lohnt, weiterzumachen. Außerdem zeige ich auf, wer Sie dabei unterstützt, dauerhaft glücklich mit Ihrem Arztberuf zu sein.

Ursachen und Auslöser

Aus meinen Gesprächen sind mir viele Mediziner bekannt, die behaupten: “Ich bin ein schlechter Arzt.” So fiel eine Ärztin ihren Patienten regelmäßig ins Wort, weil sie den weiteren Verlauf der Erzählung bereits zu kennen glaubte. Schließlich hatte sie ähnlich gelagerte Fälle schon unzählige Male behandelt. Ein Assistenzarzt wiederum befürchtete, man würde seine vielen kleinen Fehler aufdecken, weswegen er scheute, erfahrene Kollegen um Rat zu fragen – ein sich bildender Teufelskreis. Eine dritte Ärztin wiederum schaffte es zumeist nicht, die Notaufnahme zu leeren. Infolgedessen hielt sie ihre Arbeitsgeschwindigkeit für viel zu langsam und sich selbst dem Klinikalltag nicht gewachsen.

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Hinter den konkreten Auslösern von ärztlichen Selbstzweifeln stecken meiner Erfahrung nach meist tiefer liegende Ursachen, die nicht sofort ersichtlich sind. Ähnlich sieht es auch Herr Dr. Mielke: “Das hat sehr viel mit fehlendem Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu tun. Ich erwarte etwas von mir und ich werde den Erwartungen nicht gerecht. Gerade dann, wenn es schwierig war, diesen Beruf zu ergreifen.

Manchmal scheint das entfernte Bild vom Arztberuf glorreicher zu sein, als es sich in der alltäglichen Berufsrealität darstellt. Das bekommen vor allem jene Ärzte zu spüren, deren Berufswahl nicht aus einer Begeisterung heraus entstanden ist. Einige haben Medizin studiert, um dem Elternhaus zu entsprechen oder später ein hohes Ansehen zu genießen – obgleich ihre Stärken woanders liegen.

Daneben spielen ebenfalls äußere Ursachen eine Rolle: Die schlechten Arbeitsbedingungen in vielen Krankenhäusern und das hohe Stressniveau, welches bereits Assistenzärzten zusetzt, stören die Liebe zum Arztberuf. Das gilt ungeachtet der Tatsache, dass die Arbeit mit Patienten von fast allen Medizinern als unendlich sinnstiftend und wertvoll empfunden wird. Zudem ist es nicht möglich, jede der mehr als 50 Facharztrichtungen kennenzulernen und das persönliche Steckenpferd zu entdecken. Da scheint mir die Wahrscheinlichkeit recht groß zu sein, dass die Wahl der ersten Facharztausbildung nicht die beste ist.

Auch der Arzt Dr. Mielke hatte bereits im dritten Semester mit beruflichen Selbstzweifeln zu kämpfen: “Ich würde immer nur mit kranken Menschen zu tun haben. Ich habe mir nicht vorstellen können, mein ganzes Leben in Krankheitskategorien zu denken. Das war mir zu negativ.” Zwar beendete er sein Medizinstudium; aber während der Facharztweiterbildung manifestierte sich schließlich der Umbruch: 2004 kehrte Herr Dr. Mielke dem Krankenhaus den Rücken zu und ging in die Pharmaindustrie. “Das war eine Folge des Arbeitens im Krankenhaus. Es war nicht unbedingt der große Stress. Es ging am Ende fast nur noch um die korrekte Dokumentation und richtige DRG-Abrechnung. Die Patientenversorgung hat sich nach Fließbandarbeit angefühlt”, blickt er zurück. 

Introspektive

Manche Ärzte neigen dazu, den Ursprung der eigenen Verunsicherung im Außen zu suchen. Als Kurzschlussreaktionen folgen dann häufig die Kündigung des Arbeitsvertrags und der Antritt einer neuen Arztstelle. Derer gibt es bekanntlich genug. Leider findet man sich anschließend fast immer in einer ähnlichen Situation wieder und ist als Arzt genauso unglücklich wie zuvor. Beginnen Sie stattdessen lieber mit der Introspektive – und mit den richtigen Fragen, wie Vortragsredner Dr. Mielke ergänzt: “Wo ist der Kern des Zweifels? Wie ist die Persönlichkeit gestrickt?” Jeder von uns trägt ein unsichtbares Päckchen mit sich herum, welches das gesamte Leben – und damit auch den Arztberuf – prägt. Öffnen Sie Ihr Päckchen.

Hinterfragen Sie sich grundlegend und ehrlich, auf welcher Basis Sie Ihre Berufswahl getroffen haben. Sind Sie Ihrer Berufung oder eher den Wünschen Ihrer Eltern gefolgt? Dabei spricht prinzipiell nichts gegen eine Entscheidung aus Vernunft. “Ich wollte mal Schauspieler werden. Aber das ist natürlich auch viel, viel schwieriger, dort Erfolg zu haben und gut zu sein”, berichtet Herr Dr. Mielke. Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie reflektieren, welche Motivation Sie in und durch das Medizinstudium gebracht hat.

Womöglich erhalten Sie im Laufe der Reflektion die Bestätigung, dass der Arztberuf genau der richtige für Sie ist. In diesem Fall sollten Sie sich intensiver mit den konkreten Auslösern Ihrer Selbstzweifel beschäftigen. “Wenn jemand ein junger Assistent ist und eine Aufsicht hat, dann macht man Fehler. Um Gottes Willen – ich habe viele Fehler gemacht und musste dann daraus lernen. Du kannst dich nicht damit aufhalten, dauernd negative Gedanken zu dir zu haben, sondern du musst schauen, wie du es verbessern kannst”, rät Vortragsredner Dr. Mielke. Übung macht den Meister. Das gilt nebenbei bemerkt auch für die Angst, als Arzt zu arbeiten.

Was Sie tun können

Was haben Sie über sich selbst herausgefunden? Aus welchen Gründen sagen Sie von sich “Ich bin ein schlechter Arzt”? Je nachdem, was Sie nun antworten, sind unterschiedliche Schlussfolgerungen denkbar. Womöglich sind Ihnen im Bereich der Inneren Medizin Fehler unterlaufen, die Sie in der Psychiatrie vermieden hätten. Vielleicht ist also ein Wechsel der Facharztrichtung anzuraten. Es gibt aber auch (erstaunlich viele) Mediziner, die feststellen, dass ihnen der Umgang mit Patienten nicht liegt. Was sich auf den ersten Blick wie ein K.o.-Kriterium für den Arztberuf liest, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als große Chance. Es existieren genügend Facharztausbildungen, die völlig ohne jeden Patientenkontakt auskommen – etwa die Anatomie oder Laboratoriumsmedizin.

Zudem können Sie als Arzt in alternative Berufsfelder wie etwa die Medizintechnik, das Versicherungswesen oder die Pharmaindustrie gehen. So tat es etwa auch Herr Dr. Mielke. 2019 wagte er dann den nächsten Schritt und machte sich nebenberuflich selbstständig: “Ich habe am Anfang auch Coaching gemacht. Da habe ich mich nicht sicher gefühlt und natürlich Selbstzweifel gehabt. Und das war gut so. Diese Zweifel haben mir gezeigt: ‘Du darfst noch etwas dazulernen, dich im Coaching weiterbilden. Denn diese Inhalte hast du als Arzt nicht gelernt.” Wenn Ihnen die notwendigen Perspektiven für Ihren weiteren Weg fehlen, empfehle ich Ihnen das kollegiale Ärzteglück-Coaching.

Die völlige Aufgabe des Arztberufs sollte stets nur die Ultima Ratio sein – etwa bei starken gesundheitlichen Einschränkungen oder dann, wenn Sie das Medizinstudium zu Liebe anderer Menschen wie Ihrer Eltern absolviert haben. Ich bin mir aber sicher, dass es nicht so weit kommen wird. Zumindest ist das in 99,9 % der mir bekannten Fälle so gewesen. “Der Beruf ist so vielfältig, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand gar nichts mehr in diesem Bereich findet”, ist Vortragsredner Dr. Mielke überzeugt. Ich stimme ihm absolut zu.

Holen Sie sich Unterstützung

Bei alledem dürfen Sie niemals vergessen, dass Sie nicht alleine sind. Es gibt verschiedene Ansprechpartner, an die Sie sich wenden können oder von denen Sie noch nicht einmal ahnen. “Ein Arzt geht wahrscheinlich nicht gleich zum Psychologen oder Psychiater, wenn er von Zweifeln betroffen ist. Er befürchtet die Stigmatisierung, weil psychische Probleme im Unterschied zu körperlichen Symptomen als persönliche Schwäche angesehen werden. Wenn die Probleme anhalten oder gar größer werden, sollte man sich aber professionelle Unterstützung suchen”, meint Herr Dr. Mielke.

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Einige Ärzte befragen zunächst einen erfahrenen Kollegen. Häufig wird dies allerdings durch die Angst verhindert, eigene Unzulänglichkeiten zu entblößen. So kann ein Coach Retter in der Not sein – “umso besser, wenn er Arzt ist und sich mit diesem Thema auskennt”, betont Vortragsredner Dr. Mielke. Glücklicherweise existiert dieses Coaching; und es wird von einer ärztlichen Kollegin mit mehr als zwölf Jahren Coaching-Erfahrung durchgeführt.

Coaching für mehr Sicherheit

Ich bin ein schlechter Arzt” – ich hoffe, Sie können diese Haltung nach der Lektüre dieses Textes überdenken. Zumindest glaube ich, dass wir eine hilfreiche Saat säen konnten. Es ist noch viel zu früh, den Arztberuf aufzugeben. Dazu hält er einfach zu viele Optionen bereit, wie Herr Dr. Mielke selbst erlebt hat: “Man kann sich als Arzt in eigener Praxis allein oder mit Kollegen selbständig machen, in die Forschung gehen, ein Coaching-Business aufbauen oder als Medizinjournalist tätig sein. Selbst als Speaker auf der Bühne gibt es heute spannende Tätigkeitsfelder. Der Arztberuf ist großartig.

Wir wollen, dass Sie Ihre Selbstzweifel überwinden und den Arztberuf (wieder) lieben. Daher empfehle ich Ihnen das Ärzteglück-Coaching. Eine ärztliche Kollegin unterstützt Sie dabei, dauerhaft glücklich mit Ihrem Arztberuf zu sein. Hier können Sie sich Ihren Coaching-Termin reservieren.

Porträtfoto von Dr. Orell Mielke
Dr. Orell Mielke ist Arzt und Vortragsredner. Zugleich arbeitet er in leitender Funktion beim Pharmaunternehmen CSL Behring. Daneben hat er eine Plattform für mentale Gesundheit gegründet.

Über den Autor

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Niels C. Fleischhauer

Inhaber von Ärzteglück

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