Irgendwann geht es einfach nicht mehr. Irgendwann ist es eine Überstunde zu viel, der Druck zu groß oder die Schicht zu lang. Dann dürfen Sie sich eingestehen, dass Ihre aktuelle Arztstelle nicht zu Ihnen passt. Bevor Ihnen nun ein ärztlicher Burn-out droht, wird es Zeit, dass Sie endlich etwas ändern.
In diesem erlösenden Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie als Assistenzarzt mit Ihrer Kündigung beruflich glücklich werden können. Praxisinhaberin, Allgemeinmedizinerin und Buchautorin Dr. Caroline Bialon gewährt uns persönliche Einblicke in ihre Erfahrungen aus der Weiterbildungszeit. Erfahren Sie außerdem, wo Sie Perspektiven für Ihren beruflichen Neuanfang finden.
Die Assistenzarztzeit: “Nie war ich häufiger krank”
“Meine erste Stelle war ein Glücksfall”, schildert Frau Dr. Bialon die ersten Eindrücke von ihrer Assistenzarztstelle. Insbesondere lobt sie die Qualität der fachlichen Weiterbildung: “So waren sowohl die Bereitschaft als auch die Möglichkeiten zu Begleitung und Rückfragen exzellent.” Doch rasch trübte sich der Himmel, was die Arbeitsbelastung anging: “Meine Arbeitszeit ging offiziell von 8 – 16.30h – schnell lernte ich aber, dass es nicht klug ist, einen Termin vor 19h zu vereinbaren. Die Urlaubszettel lagen oft wochenlang zur Bewilligung beim Leitenden Oberarzt und die Anrechenbarkeit aller Überstunden war zwar möglich, aber nicht unkritisch.”
Die Schilderungen der heutigen Praxisinhaberin stellen längst keine Ausnahme mehr dar. Insbesondere Assistenzärzte leider zunehmend unter Stress und sind überfordert, wie regelmäßige Erhebungen aufs Neue belegen. Gerade die ersten Wochen als Assistenzarzt haben es in sich. “Ich bin kein Einzelfall – und hatte sogar noch Glück. Junge Ärzte stehen auf Station schnell in der vollen Verantwortung”, beschreibt Frau Dr. Bialon ihre Erlebnisse. “Unsicherheit durch die fehlende Erfahrung, wirtschaftlicher Druck und geringe Einflussmöglichkeiten auf die eigenen Arbeitsbedingungen (Zeiten, Häufigkeit und Dauer der Dienste etc.) erhöhen das Gefühl der Ohnmacht – und damit der Frustration. Es verwundert also nicht, dass in keinem Abschnitt des ärztlichen Werdegangs das Frustpotential höher ist als während der Assistenzarztzeit.”
Die Tätigkeit als Assistenzärztin forderte von der heutigen Allgemeinmedizinerin ihren Tribut: “Nie war ich häufiger krank als während des Studiums und der ersten Assistenzarzt-Jahre.” Dabei gestalteten sich die Arbeitsbedingungen bei ihren Arbeitgebern keineswegs gleich: “Bei meiner nächsten Ausbildungsstation, einem ländlichen Haus der Maximalversorgung in Thüringen, sah das schon anders aus. Meine Oberärztin kam zweimal pro Woche auf Station. Sonst war sie telefonisch erreichbar. Durch meine Vorerfahrung und gutes Zeitmanagement machte ich hier kaum Überstunden – eine ermutigende Erfahrung!” Sie erkannte, dass sich die Arbeitsbedingungen für Ärzte je nach Krankenhaus mitunter stark unterscheiden.
Hürden bei der Kündigung als Assistenzarzt
Kein Assistenzarzt formuliert leichtfertig sein Kündigungsschreiben. Zu groß erscheinen im ersten Moment die mentalen Hürden. “Wir dürfen nicht vergessen, dass Ärzte überwiegend exzellente Schüler waren, die dann mit hohem Anspruch und militärisch-anmutendem Druck sozialisiert worden sind. Abweichungen vom geraden Weg sind da eher ungewohnt”, gibt Buchautorin Dr. Bialon zu bedenken. Die Angst unter Assistenzärzten vor dem “Scheitern”, einem “Makel im Lebenslauf” oder dem Ruf eines berüchtigten “Jobhoppers” ist gewaltig. Umso größer fällt dagegen die Anzahl unglücklicher Weiterbildungsassistenten aus, welche sich weiter zur Arbeit schleppt.
Hinzu kommt, dass Mediziner naturgemäß einen besonders starken Sinn für die Gemeinschaft und das Wohle ihrer Mitmenschen hegen. Der Kollegenzusammenhalt ist ein hohes Gut. Man will die Anderen nicht im Stich lassen. Dementsprechend fällt es Assistenzärzten nicht leicht, in einem ohnehin schon unterbesetzten Krankenhaus zu kündigen – wohl wissend, dass die zu leistende Arbeit künftig beispielsweise nur noch auf vier statt auf fünf Paar Schultern verteilt sein wird.
Vom Beruf zur Berufung
Wer als Assistenzarzt seine Kündigung ausspricht, will in den meisten Fällen ganz bestimmten Dingen entkommen – etwa ärztlicher Überlastung, fehlender Work-Life-Balance im Krankenhaus oder Mobbing im Krankenhaus. Es soll also weg von bestimmten Arbeitsbedingungen gehen. Genauso wichtig ist jedoch die Frage: Wo soll es denn hingehen? Ansonsten laufe man Gefahr, “in ein zermürbendes Schema von Trial-and-Error zu kommen – in der Hoffnung, irgendwann ‘das Richtige zu finden’”, warnt Frau Dr. Bialon. “So kann im schlimmsten Fall eine Resignation einsetzen.”
Doch es gibt ein Patentrezept, damit Sie nicht in diesen verzweifelten Zustand geraten, wie Buchautorin Dr. Bialon weiß: “Studien der Positiven Psychologie zeigen auf beeindruckende Weise, dass derjenige am meisten Chance auf Glück im Arbeitsleben hat, der einer inneren Überzeugung, einer Berufung folgt.” Folgende Fragen können Ihnen beim Auffinden Ihrer Berufung helfen:
- Unter welchen Arbeitsbedingungen fühlen Sie sich am wohlsten?
- Wollen Sie ein Arzt/Facharzt mit oder lieber ohne Patientenkontakt sein?
- Welche Facharztausbildung entspricht Ihrem Wesen am besten?
- Wie wichtig ist Ihnen Ihre Karriere als Mediziner?
- Möchten Sie eine Familie gründen – und wann?
“Wer diese Fragen detailliert beantworten kann, macht sich keine Sorgen mehr um eine Kündigung an sich”, beschreibt Frau Dr. Bialon den positiven Effekt. Vielmehr überprüfen Sie in regelmäßigen Abständen, ob Sie sich noch “auf Kurs” befinden. Ihre Klarheit bezüglich Ihrer Berufung gibt Ihnen einerseits die Kraft, unangenehme Abschnitte Ihrer Ausbildung zu überwinden; andererseits gewährt Ihnen dieser innere Kompass auch Gewissheit, wann es Zeit ist, Ihre Stelle als Assistenzarzt zu kündigen.
Perspektiven zum Neuanfang
Das Erkennen Ihrer Berufung als Arzt ist ein Prozess und passiert nicht über Nacht. Doch sobald Sie diesen Prozess einmal in Gang gesetzt, beginnt für Sie eine beeindruckende Reise; und diese kann Sie an viele Orte führen, wie auch Buchautorin Dr. Bialon miterlebt hat: “Ein Freund von mir ist von der Anästhesie einer Uniklinik in die Betriebsmedizin eines großen Unternehmens gewechselt – und sehr glücklich! Ein befreundeter Chirurg wurde Oberarzt in der Notaufnahme einer großen Klinik, weil er dort einen Vertrag ohne Nacht- und Wochenenddienste bekommen hat und so mehr Zeit mit seiner Familie verbringen kann.”
Zudem gibt es viele Mediziner, die ausgetretene Pfade in Klinik oder Kassenpraxis verlassen haben. Sie haben ideale Jobs für Ärzte außerhalb der Klinik gefunden. Einige wollen nach dem Medizinstudium nicht als traditioneller Arzt arbeiten und sind in die Wirtschaft gewechselt; andere sind als Ärzte in die Pharmaindustrie gegangen; und manche wiederum arbeiten als Arzt bei der Krankenkasse. Doch sie alle vereint ihr Glauben daran, dass es mittels Quereinstieg echte Alternativen zum herkömmlichen Arztberuf gibt.
Frau Dr. Bialon ist indessen ihren eigenen Weg gegangen: “Ich war immer schon sehr freiheitsliebend und begebe mich ungern in Abhängigkeiten. Die finanzielle Eigenverantwortung, die mit Selbstständigkeit einhergeht, hat mich dabei nie abgeschreckt.” So ist sie nun Mitinhaberin einer privaten Gemeinschaftspraxis. Nebenbei arbeitet sie seit mittlerweile zehn Jahren im Bereich Medizincontrolling als Ärztin im Homeoffice für eine Schweizer Klinik.
Gerade die Selbstständigkeit bietet Assistenzärzten jede Menge Perspektiven. So existieren viele erfolgreiche Geschäftsmodelle von Ärzten, welche sich fernab der Kassenpraxis erfolgreich selbstständig gemacht haben – zum Beispiel mit einer Ernährungsberatung, einer Unternehmensberatung oder einer Praxisbörse. Ein erworbener Facharzttitel ist dabei jeweils nicht notwendig.
Unterstützer suchen
Machen Sie sich bewusst, dass Sie nicht der einzige Assistenzarzt sind, der in Deutschland seine Kündigung ausspricht. So wie Ihnen ergeht es vielen Kollegen. Das bemerken Sie aber erst, nachdem Sie sich geöffnet haben. Holen Sie sich gegebenenfalls Unterstützung bei Kollegen, Bekannten oder professionellen Gesprächspartnern.
Frau Dr. Bialon ließ sich nicht auf des Schicksals Wellen tragen, sondern suchte sich strategische Partner: “Einmal war das ein älterer Assistent, der mich schnell teilhaben ließ […]. In einer anderen Klinik waren eine Pflegekraft, der Leiter des technischen Dienstes oder eine Reinigungskraft Schlüsselfiguren.” Auch die Mitgliedschaft beim Marburger Bund empfinde sie rückblickend betrachtet als sehr hilfreich: “Dort […] habe ich gerade in kleinen Fragen pragmatische, konkrete Hilfe bekommen.”
Zahlreiche Coaches sind auf Ärzte spezialisiert. Viele von ihnen haben selbst einen medizinischen Hintergrund und wissen aus eigener Erfahrung, welche Fragen Sie umtreiben. Ein besonderes Format stellen in diesem Kontext Balint-Gruppen dar, bei welchen sich Ärzte unter professioneller Moderation austauschen. Solche Coaches finden Sie übrigens auch im Expertennetzwerk von Ärzteglück. Fragen Sie uns einfach.
Eine Assistenzarztstelle zum Wohlfühlen
Ja, die Kündigung Ihrer Assistenzarztstelle bedeutet ein Scheitern – das Scheitern eines ganz bestimmten Weges, der für Sie nicht geeignet war. Ihnen stehen aber unendlich viele weitere Wege offen. “Medizin bietet so viel mehr, wenn man bereit ist, sich von manchem eigenen inneren Bild zu verabschieden und Augen und Ohren offenzuhalten”, ist Praxisinhaberin Dr. Bialon überzeugt.
Aller Anfang ist schwer. Damit Ihr Neuanfang nicht zu schwer wird, können Sie sich Unterstützung für Ihren Weg sichern: Ärzteglück. Wir wollen, dass Sie Ihren Arztberuf lieben. Gemeinsam mit einer spezialisierten Kollegin finden Sie im Rahmen des Ärzteglück-Coachings heraus, welcher Arztberuf Sie glücklich macht. Nehmen Sie am besten noch heute Kontakt mit uns auf, um sich einen der wenigen Plätze zu sichern.