Sie gilt als die unbestechliche Wächterin des eidgenössischen Arztberufs: die Medizinalberufekommission (MEBEKO). Jeder Arzt, der in der Schweiz arbeiten möchte, benötigt ihre Zustimmung, bevor er dort praktizieren darf. Wer die Anerkennung durch die MEBEKO erlangt, hat bereits die größte Hürde auf seinem Weg in die Schweiz überwunden.
In diesem Artikel zeige ich Ihnen Schritt für Schritt, wie deutsche und andere ausländische Ärzte erfolgreich die MEBEKO-Anerkennung in der Schweiz erhalten. Dazu habe ich persönlich bei der MEBEKO-Geschäftsstelle nachgefragt. Sie erfahren, welche entscheidenden Voraussetzungen Ärzte unbedingt erfüllen sollten. Vor allem aber verrate ich Ihnen, wer Sie bei der erfolgreichen Anerkennung Ihrer deutschen Approbation in der Schweiz tatkräftig unterstützt.
Was ist die Medizinalberufekommission?
Die Medizinalberufekommission ist zumeist als “MEBEKO” bekannt. Sie ist im Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) angesiedelt. Anders als etwa in Deutschland befasst sich in der Schweiz also eine Bundesbehörde mit der Anerkennung ärztlicher Zulassungen. Zu den Gesundheitsberufen, welche der Prüfung durch die MEBEKO unterliegen, zählen diese:
- Humanmediziner
- Zahnmediziner
- Tierärzte
- Pharmazeuten
- Chiropraktiker
Die Aufgaben der MEBEKO sind klar definiert. So entscheidet sie unter anderem, ob nicht-schweizerische Diplome und Facharztausbildungen in der Schweiz anerkannt werden. Weiterhin legt sie fest, welche Voraussetzungen Ärzte zu erfüllen haben, deren medizinische Ausbildung nicht anerkannt wird. Und hier kommen wir auch schon zum ersten Schritt auf dem Weg Ihrer MEBEKO-Anerkennung.
1. Voraussetzungen für die MEBEKO-Anerkennung prüfen
Zunächst sollten Sie herausfinden, ob Sie überhaupt die Kriterien für eine Zulassung erfüllen. Bei der MEBEKO-Anerkennung wird zwischen der “direkten” und der “indirekten Anerkennung” unterschieden. Die direkte Anerkennung durch die MEBEKO erfolgt, wenn folgende Voraussetzungen allesamt erfüllt werden:
- Der antragstellende Arzt oder dessen Ehepartner besitzen eine der Europäischen Union (EU) oder der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) – aktuell bestehend aus Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz – angehörenden Nationalität.
- Das eingereichte ärztliche Diplom entspricht der EU-Richtlinie 2005/36/EG beziehungsweise der im EFTA-Übereinkommen genannten Bezeichnung.
- Das eingereichte ärztliche Diplom wurde durch die in der EU-Richtlinie 2005/36/EG beziehungsweise im EFTA-Übereinkommen genannten Behörde ausgestellt.
- Der antragstellende Arzt kann Sprachkenntnisse in einer der schweizerischen Landessprachen auf dem Niveau von mindestens B2 nachweisen.
- Sie tragen die Bearbeitungsgebühr.
Für Ärzte mit deutschem Medizinstudium stellen die genannten Anforderungen eher eine Formsache dar. Viele ausländische Ärzte erhalten ihre Zulassung in der Schweiz recht zügig. Aus diesem Grund ist es auch verhältnismäßig leicht, als deutscher Arzt in der Schweiz arbeiten zu dürfen.
Doch was ist mit Medizinern aus Syrien, der Ukraine und anderen Staaten? Sie gehören schließlich weder zur EU, noch zur EFTA. Für die Approbation von ausländischen Ärzten aus Nicht-EU- und Nicht-EFTA-Herkunftsländern bietet die MEBEKO die Möglichkeit der indirekten Anerkennung in der Schweiz. Sie erfordert alle der nachstehenden Voraussetzungen:
- Der antragstellende Arzt oder dessen Ehepartner besitzen eine der EU oder der EFTA angehörenden Nationalität.
- Das eingereichte ärztliche Diplom berechtigt den Mediziner innerhalb der EU oder EFTA zur uneingeschränkten Berufsausübung.
- Der antragstellende Arzt verfügt innerhalb der EU oder EFTA über wenigstens drei Jahre klinische Berufserfahrung aus den vergangenen fünf Jahren.
- Der antragstellende Arzt kann Sprachkenntnisse in einer der schweizerischen Landessprachen auf dem Niveau von mindestens B2 nachweisen.
- Sie tragen die Bearbeitungsgebühr.
Wenn es bei der MEBEKO-Anerkennung „hakt“, liegt das zumeist daran, dass die Staatsangehörigkeit dem eines Drittstaates entspricht. In diesem Fall ist es zumindest möglich, das Diplom durch die MEBEKO im „Medizinalberuferegister“ – oder kurz „MedReg“ – registrieren zu lassen. Dieser Schritt dauert zwar einige Wochen und garantiert noch keine Erlaubnis zur ärztlichen Tätigkeit. Darüber entscheidet der jeweilige Kanton.
Für Ärzte aus Drittstaaten führt der (Um-)Weg in die Schweiz in den meisten Fällen über EU-Länder wie Deutschland. Bemühen Sie sich zuerst um die deutsche Approbation, bevor Sie Ihre MEBEKO-Anerkennung in der Schweiz beantragen und dort Ihr berufliches Glück suchen. Gerne helfen wir ausländischen Ärzten auch bei der Anerkennung ihres Medizinstudiums in Deutschland. Sobald dies gelungen ist und Sie über einige Jahre Berufserfahrung verfügen, steht Ihnen auch die Schweiz offen.
2. Unterlagen sammeln
Erfüllen Sie die notwendigen Kriterien, so können Sie sich dem nächsten Schritt widmen: der Zusammenstellung der notwendigen Unterlagen. Denn die MEBEKO-Anerkennung wird auf Basis folgender eingereichter Dokumente erteilt:
- Ein Lebenslauf des antragstellenden Arztes
- Eine beglaubigte Kopie des Passes vom antragstellenden Arzt
- Sofern das Arztdiplom nicht in einer der Schweizer Amtssprachen vorleigt: beglaubigte Kopie einer offiziellen Übersetzung des Arztdiploms
- Eine beglaubigte Kopie des Arztdiploms
- Sofern das Arztdiplom nicht in Deutsch, Französisch, Italienisch oder Englisch abgefasst ist: beglaubigte Kopie einer offiziellen Übersetzung des Arztdiploms
- Falls Sie ihr Arztdiplom in Belgien, Bulgarien, Dänemark, Estland, Finnland, Griechenland, Großbritannien, Island, Kroatien, Lettland, Litauen, Malta, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, der Tschechischen Republik, Ungarn oder Zypern erworben haben: beglaubigte (und in eine der Schweizer Amtssprachen übersetzte) Kopie der Richtlinienkonformitätsbescheinigung der zuständigen Behörde
Dieser Schritt klingt trivial; doch erstaunlicherweise kommt es hier gerne zu unerwarteten Verzögerungen. So lassen sich deutsche Behörden gerne wochenlang Zeit mit der Zurverfügungstellung von Auszügen. Und auch die Beglaubigung von ausländischen Arztdiplomen kann sich mitunter hinziehen. Daher mein Tipp: Es kann sich lohnen, einen Rechtsanwalt mit dem Schreiben einer kleinen „Erinnerung“ zu beauftragen.
3. Antrag ausfüllen
Ihre Dokumente sind vollständig? Wunderbar, denn füllen Sie im nächsten Schritt eines der beiden Antragsformulare vollständig aus:
- „Antragsformular: Direkte Anerkennung eines Diploms„
- „Antragsformular: Registrierung eines nicht anerkennbaren ausländischen Diploms der universitären Medizinalberufe„
Falls Sie darüber hinaus einen Facharzttitel anerkennen lassen möchten, füllen Sie zusätzlich ein weiteres Antragsformular aus:
- „Antragsformular: Direkte Anerkennung eines Weiterbildungstitels„
- „Antragsformular: Indirekte Anerkennung eines Weiterbildungstitels„
4. Antrag einreichen
Der Großteil der Arbeit ist bereits erledigt, sobald Sie alle Unterlagen gesammelt und das Antragsformular ausgefüllt haben. Nun gilt es, das Gesuch einzureichen. Dies geht jedoch auch in Zeiten der Digitalisierung „ausschliesslich auf dem Postweg„. Darauf weist das Bundesamt für Gesundheit hin. Schicken Sie die Papiere also (mit Sendungsverfolgung) an diese Adresse:
Bundesamt für Gesundheit
MEBEKO
Schwarzenburgstrasse 157
CH – 3003 Bern
Wichtig: Senden Sie nur (beglaubigte) Kopien und nicht die Originale. Das BAG sendet keine Unterlagen zurück.
5. Gebühr bezahlen
Die MEBEKO prüft nun die Vollständigkeit Ihres Gesuchs. Sobald dies geschehen ist, erhalten Sie auf postalischem Weg eine Rechnung. Solange diese nicht beglichen ist, können Sie keine MEBEKO-Anerkennung erhalten.
Und wie hoch liegen die Kosten für die MEBEKO-Anerkennung? Die Kosten der MEBEKO-Anerkennung betragen zwischen 800 und 1.000 Schweizer Franken. Genauso viel kostet zusätzlich die Anerkennung einer Facharztbezeichnung. Wer in einer eidgenössischen Praxis arbeiten möchte, benötigt zusätzlich zur MEBEKO-Anerkennung noch eine Berufsausübungsbewilligung des jeweiligen Kantons. Die Kosten liegen hier zwischen 300 und 2.400 Schweizer Franken.
6. Die Wartezeit nutzen
Sie haben die Rechnung bezahlt? Dann heißt es nun warten. Wie lange dauert die MEBEKO-Anerkennung? Die Dauer bis zur Entscheidung über Ihre MEBEKO-Anerkennung beträgt etwa drei bis vier Monate.
Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Anerkennung durch die MEBEKO im Vorfeld ziemlich genau vorhergesagt werden kann, weiß ich: Erfahrungsgemäß ist die ungewisse Zeit des Wartens für Ärzte die anstrengendste Zeit. Gut, dass wir währenddessen nicht tatenlos herumsitzen. Stattdessen begeben wir uns gemeinsam mit Ihnen bereits auf Stellensuche und in Vorstellungsgespräche. Denn das dürfen und sollten Sie machen, auch wenn noch keine MEBEKO-Anerkennung vorliegt.
7. Zustellung des Entscheids
Ein paar Monate später ist es dann endlich soweit: Es flattert unscheinbare Post vom BAG in Ihren Briefkasten. Gespannt öffnen Sie den Umschlag und erhalten die erstehnte Bestätigung Ihrer Anerkennung durch die MEBEKO. Herzlichen Glückwunsch! Manch einer lässt hier gerne die Sektkorken knallen.
Gleichwohl gestaltet sich der berufliche Neustart bei den Eidgenossen je nach Herkunftsland unterschiedlich schwer. Zumindest für Ärzte aus EFTA- oder EU-Staaten wie Deutschland bestehen ausgesprochen gute Erfolgschancen. Vor allem aber Ärzte aus Drittstaaten haben viel größere Hürden zu nehmen. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider, welche das Schweizer Gesundheitsamt jährlich erhebt und mir zur Verfügung stellte:
Herkunftsland | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | Gesamt |
Deutschland | 1.067 | 1.377 | 1.206 | 962 | 4.612 |
Italien | 412 | 399 | 352 | 370 | 1.533 |
Frankreich | 362 | 273 | 258 | 268 | 1.161 |
Österreich | 180 | 228 | 182 | 132 | 722 |
Rumänien | 157 | 159 | 144 | 156 | 616 |
Die Schweiz entfaltet besonders wegen ihrer hohen Gehälter unter deutschen Ärzten eine große Anziehungskraft. Aus keinem Land der Welt übersiedeln auch nur annähernd so viele Mediziner in die Schweiz wie aus Deutschland. Dementsprechend stehen die Chancen für deutsche Ärzte auf die Anerkennung ihrer Approbation in der Schweiz traditionell ausgesprochen gut. Sie werden von den Eidgenossen geachtet und geschätzt. Insbesondere die sprachliche Nähe hebt deutsche Ärzte für Schweizer Patienten angenehm von Ärzten aus Drittstaaten ab. Denn in der Schweiz legt man großen Wert auf die Qualität der Arzt-Patienten-Kommunikation.
Anerkennung von Facharzttiteln durch die MEBEKO
Um das Maximum aus Verdienstmöglichkeiten und Tätigkeitsfeldern herauszuholen, sollten Sie eventuell vorhandene Facharzttitel von der MEBEKO anerkennen lassen. Dies stellt eine notwendige Bedingung dafür dar, dass Sie etwa bestimmte Leistungen mit den Kassen abrechnen dürfen. Die Anerkennung deutscher Facharzttitel durch die MEBEKO stellt in der Regel eine Formsache dar.
Beachten Sie, dass trotz großer Ähnlichkeiten zwischen der schweizerischen und der deutschen Weiterbildungsordnung nicht alle Fachärzte übernommen werden können. So existiert beispielsweise bei unserem südlichen Nachbarn kein Fachgebiet für Psychosomatik. Wer im betreffenden Bereich arbeiten möchte, kann aber den Umweg über die Psychiatrie machen. Gegebenenfalls sind dafür noch zusätzliche Weiterbildungszeiten in einer schweizerischen Klinik nachzuholen. Dafür finden sich bei unserem südlichen Nachbarn noch so manche Relikte wie der Facharzt für Physiotherapie. Ungewohnt ist zudem, dass Fächer wie die Allgemeinmedizin und die Innere Medizin in der Schweiz zur (riesigen) „Allgemeinen Inneren Medizin“ zusammengefasst worden sind.
Als Faustregel gilt: je kleiner ein Fachgebiet, desto größer die Chance, dass es die betreffende Facharztbezeichung in der Schweiz nicht gibt. Falls Ihre genaue Facharztbezeichnung nicht anerkannt wird, können Sie womöglich auch in einem größeren Fachgebiet unterkommen – etwa als Viszeralchirurg, welcher in der Schweiz den Titel „Facharzt für Chirurgie“ trägt. In der folgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht darüber, welche Facharzttitel im Zuge der MEBEKO-Anerkennung möglich sind:
Facharztrichtung | Deutscher Facharzttitel anerkannt? |
Allgemeinmedizin | Ja |
Anatomie | Nein |
Arbeitsmedizin | Ja |
Augenheilkunde | Ja |
Biochemie | Nein |
Chirurgie | Ja |
– Allgemeinchirurgie | Ja |
– Gefäßchirurgie | Nein |
– Herzchirurgie | Nein |
– Kinder‐ und Jugendchirurgie | Ja |
– Orthopädie und Unfallchirurgie | Ja |
– Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie | Ja |
– Thoraxchirurgie | Ja |
– Viszeralchirurgie | Nein |
Dermatologie | Ja |
Gynäkologie | Ja |
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde | Ja |
Humangenetik | Ja |
Hygiene und Umweltmedizin | Nein |
Innere Medizin | Ja |
– Angiologie | Nein |
– Endokrinologie und Diabetologie | Ja |
– Gastroenterologie | Ja |
– Hämatologie und Onkologie | Ja |
– Infektiologie | Nein |
– Kardiologie | Ja |
– Nephrologie | Ja |
– Pneumologie | Ja |
– Rheumatologie | Ja |
Kinder- und Jugendmedizin | Ja |
Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie | Ja |
Laboratoriumsmedizin | Nein |
Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie | Nein |
Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie | Ja |
Neurochirurgie | Ja |
Neurologie | Ja |
Nuklearmedizin | Ja |
Öffentliches Gesundheitswesen | Ja |
Pathologie | Ja |
Neuropathologie | Nein |
Pharmakologie | Ja |
Klinische Pharmakologie | Ja |
Pharmakologie und Toxikologie | Ja |
Phoniatrie und Pädaudiologie | Nein |
Physikalische und Rehabilitative Medizin | Nein |
Physiologie | Nein |
Psychiatrie und Psychotherapie | Ja |
Psychosomatische Medizin | Nein |
Radiologie | Ja |
Rechtsmedizin | Nein |
Strahlentherapie | Ja |
Transfusionsmedizin | Nein |
Urologie | Ja |
Unterstützung bei der Approbation für deutsche und ausländische Ärzte in der Schweiz
Die MEBEKO-Anerkennung ist beileibe kein Selbstläufer. Doch wenn Sie Ihre Unterlagen sorgfältig vorbereiten und ein paar Monate Geduld haben, liegen Ihre Chancen ausgezeichnet. Noch leichter wird Ihr Weg als Arzt in die Schweiz, wenn Sie sich Unterstützung von einem Experten sichern.
Es graut Ihnen vor dem sprichwörtlichen “Papierkrieg”? Das ist kein Problem. Wir helfen Ihnen beim Zusammentragen der notwendigen Dokumente. So vermeiden Sie Formfehler und erhalten schnellstmögliche Ihre Anerkennung durch die MEBEKO.
Wir bringen Ärzte erfolgreich in die Schweiz. Von der MEBEKO-Anerkennung über die Vorstellung geeigneter Stellen bis hin zur Wohnungssuche – wir sorgen dafür, dass Sie sich im Alpenland wohlfühlen. Melden Sie sich also bei Ärzteglück. Wir wollen, dass Sie Ihren Arztberuf lieben – in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Zusammenfassung: die sieben Schritte auf dem Weg zu Ihrer MEBEKO-Anerkennung
- Voraussetzungen für die MEBEKO-Anerkennung prüfen
- Unterlagen sammeln: vom Antragsformular bis zum Zivilstandsregister
- Antrag ausfüllen
- Antrag einreichen
- Gebühr bezahlen
- Die Wartezeit nutzen
- Zustellung des Entscheids