Patient und Ärztin unterhalten sich im Wartezimmer vor einer großen Fensterfront
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Niels C. Fleischhauer

13 gute Gründe, warum sich eine Privatpraxis lohnt

Jeder kennt wenigstens einen Kollegen, der das beinahe Undenkbare gewagt hat: eine ärztliche Privatpraxis zu gründen. Jedes Mal, wenn Sie sich treffen, schwärmt er Ihnen von seiner neuen Freiheit vor; und auch wenn er dies verschweigt – Sie ahnen zudem, dass sich ebenso sein Verdienst deutlich verbessert hat. Nur allzu gerne würden Sie es diesem Kollegen gleichtun. Was hält Sie also davon ab?

Seit heute besteht kein Grund zum Zögern mehr; denn nachfolgend finden Sie die entscheidenden Gründe, warum es sich lohnt, eine Privatpraxis zu gründen. Doch es kommt noch besser: Ich berichte Ihnen auch, wer Sie auf Ihrem Weg zur erfolgreichen privatärztlichen Tätigkeit mit Rat und Tat zur Seite steht.

Flucht aus der Kassenpraxis

Regressforderungen, starre Budgets und immer weniger Zeit für immer mehr Patienten – Kassenärzte beklagen seit vielen Jahren, dass das vertragsärztliche System zunehmend unattraktiv wird. Von einem Freiberufler zu sprechen, erscheint manchen geradezu zynisch. Längst hat sich die angespannte Lage auch zum ärztlichen Nachwuchs herumgesprochen. Infolgedessen ist die Niederlassung immer unbeliebter geworden – vor allem auf dem Land.

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Aber es gibt Hoffnung: die Privatarztpraxis. Einige Kollegen sind diesen Weg bereits gegangen. Die meisten von ihnen haben selbst ihre (schlechten) Erfahrungen mit einer Kassenpraxis gemacht und sind aus dem vertragsärztlichen System ausgestiegen. Ich lerne jedoch viele junge Mediziner kennen, die schon kurz nach dem Studium und ohne Facharzt eine Privatpraxis eröffnen wollen. So oder so – diese Entscheidung fällt niemandem leicht.

(Unberechtigte) Bedenken, Sorgen und Ängste

Das deutsche Gesundheitswesen ist (teilweise zurecht) in höchstem Maße reguliert. Daher bedeutet der Weg aus diesem System heraus und in die Selbstständigkeit hinein ganz besonders für Ärzte einen großen Schritt. Erschwert wird die berufliche Neuausrichtung durch gut gemeinte, aber eher kontraproduktive Ratschläge von Kollegen in der Rolle der Bedenkenträger. Folglich entsteht jede Menge Unsicherheit.

Bleiben meine Patienten, wenn ich meine Kassenpraxis in eine Privatarztpraxis umwandle?
Ja. Wollen Sie Ihre bestehende Kassenpraxis konvertieren, so wird Ihnen ein guter Teil des Patientenstamms als Selbstzahler erhalten bleiben. Sie brauchen also nicht von null zu starten. Erfahrungsgemäß werden Ihnen etwa 30 bis 40 Prozent Ihrer GKV-Patienten die Treue halten. Je länger Sie einen Patienten schon begleiten, desto wahrscheinlicher ist es, dass er bleiben wird.

Gibt es überhaupt genügend Patienten in meiner Umgebung?
Ja. Manche Mediziner befürchten, dass der Luxus der Freiheit zum leeren Wartezimmer und damit zur finanziellen Belastungsprobe wird. Schließlich seien nicht einmal elf Prozent der Versicherten in Deutschland privat versichert. Zudem stehe in den Sternen, ob die private Krankenversicherung nicht doch irgendwann einer Bürgerversicherung weichen werde. Ich rate immer dazu, nicht nur die Privatpatienten, sondern vor allem die gesetzlich versicherten Selbstzahler zu betrachten. Bei ausreichender Spezialisierung und einem guten Netzwerk an Zuweisern sind Patienten durchaus bereit, mehrere Stunden mit dem Auto anzureisen. Das weiß ich unter anderem aus der Praxis unserer Familie.

Kann ich ohne Facharzt überhaupt ausreichend qualifiziert sein?
Ja. Als eigenständig arbeitender Mediziner sollen Sie den Facharztstandard gewährleisten. Dass dazu rechtlich kein Erwerb einer Facharztbezeichnung benötigt wird, wissen viele nicht. Gleichwohl sollten Sie Ihr Handwerk gut beherrschen. Unabhängig davon helfen Zusatzbezeichnungen und sonstige Spezialisierungen, um Patienten überregional anzuziehen.

Soll ich mich im Marketing fortbilden oder Werbung schalten?
Nein. Aufgaben wie Praxismarketing-Maßnahmen geben Sie an Agenturen ab. Das können Sie im Übrigen mit vielen weiteren Dienstleistungen machen – zum Beispiel der Buchhaltung, Abrechnung oder selbst der Terminvereinbarung. Praktisch alles außer Ihre ärztlichen Leistung können Sie “outsourcen”, wie man heute sagt. So können Sie sich auf das Wesentliche konzentrieren. Gerne stellen wir Ihnen entsprechende Dienstleister vor. Sprechen Sie uns dazu an.

Bin ich als Privatarzt gezwungen, Verkaufsgespräche zu führen?
Nein. Mir ist noch kein Inhaber einer Privatpraxis begegnet, der sich als Verkäufer bezeichnet. Übrigens brauchen Sie auch keine Diskussionen mit knauserigen Patienten über angeblich zu hohe Preise zu fürchten. Derlei Sorgen kann ich Ihnen nehmen. Ihre Patienten haben Leiden, für deren Linderung oder Heilung Sie Ihre Zeit opfern. Im Gegenzug investieren die Menschen gerne das eigene Geld in die eigene Gesundheit – insbesondere dann, wenn sie nicht drei Monate auf einen Termin warten. Die Zahlungsbereitschaft der gesetzlich versicherten Selbstzahler wird meiner Ansicht nach massiv unterschätzt.

Habe ich Umsatzeinbußen zu erleiden?
Nein. Sicherlich gibt es eine Anlaufphase, in der Sie weniger Einnahmen verzeichnen als mit einer gut bezahlten Stelle als leitender Oberarzt. Gleiches gilt auch für den Vergleich mit einer vertragsärztlichen Praxis. Allerdings rentiert sich die Privatarztpraxis in den meisten Fällen recht schnell und wird am Ende sogar lukrativer als die Alternativen.

Privatpatienten – ein besonderes Klientel

Nachdem ich nun hoffentlich die drängendsten Zweifel beseitigen konnte, gilt es, nach vorne zu schauen. Erste Anhaltspunkte darüber, ob sich eine Privatpraxis lohnt, erhält man bereits, wenn man sich anschaut, aus welchen beruflichen Gruppen sich Privatpatienten zusammensetzen:

GruppeAnteil
Beamte24,7 Prozent
Sonstige Nicht-Erwerbstätige19,9 Prozent
Pensionäre17,5 Prozent
Selbstständige15,7 Prozent
Arbeitnehmer11,6 Prozent
Rentner7,5 Prozent
Studenten2,9 Prozent
Arbeitslose0,2 Prozent
Statistik über die Versichertenstruktur der privaten Krankenversicherung im Jahre 2017 laut Verband der Privaten Krankenversicherung

Die Struktur von Privatversicherten unterscheidet sich deutlich von der Verteilung innerhalb der gesetzlichen Krankenkassen. Arbeitslose Privatpatienten gibt es praktisch keine. Zu den sonstigen Nicht-Erwerbstätigen zählen vor allem Ehepartner und Kinder. Diese haben zwar kein eigenes Einkommen, leben aber von Ersparnissen, Mieteinnahmen und sonstigen Einkünften. Insgesamt weisen Privatpatienten also ein überdurchschnittlich hohes Einkommen auf und gehören zum zahlungskräftigen Bevölkerungsteil.

Darum lohnt sich eine Privatpraxis

Ja, eine Privatpraxis lohnt sich in jedem Fall. In der folgenden Auflistung finden Sie die aus meiner Sicht wichtigsten Gründe für diese Einschätzung:

  1. Ohne Facharzt gründen
    Sie können eine privatärztliche Praxis ohne Facharztbezeichnung gründen, solange Sie den Facharztstandard gewährleisten.
  2. Mehr Zeit für Patienten
    Sie verfügen über viel mehr Zeit für Ihre Patienten. Die berüchtigte Drei-Minuten-Medizin aus der Kassenpraxis findet nicht mehr statt. Stattdessen können Sie sogar wieder Hausbesuche machen.
  3. Strategische Patientengewinnung
    Sie haben viel Zeit für die Gewinnung neuer, lukrativer Selbstzahler-Patienten übrig. Ihren kassenärztlichen Kollegen ist das vor lauter Andrang nicht möglich.
  4. Angenehmer Patientenkontakt
    Der Umgang mit Ihren Patienten ist angenehmer – schon deshalb, weil Sie sich mehr Zeit nehmen können. Des Weiteren wird Ihre Leistung wertgeschätzt und nicht als selbstverständlich angesehen.
  5. Weniger Dokumentationsaufwand
    Infolge geringerer oder sogar entfallender Vorgaben haben Sie weniger Dokumentationsaufwand.
  6. Keine Budgetierung
    Ihre Arbeit unterliegt keiner Budgetierung, was zu mehr Unabhängigkeit in der medizinischen Entscheidungsfindung führt. Sie besitzen mehr Freiheit in Bezug auf die Wahl von Behandlungsmethoden und Therapieplänen. Komplementäre und präventive Angebote werden (angemessen) bezahlt.
  7. Bessere Liquidität
    Ihr Patient ist Ihr Vertragspartner und bezahlt Ihre Arbeit selbst – häufig direkt vor Ort. Dadurch erhalten Sie Ihre Einnahmen schneller und verfügen über eine höhere Liquidität.
  8. Höhere Einnahmen
    Verglichen mit Kollegen in Kliniken oder den meisten Kassenpraxen verfügen Sie über ein deutlich besseres Einkommen – nicht zuletzt deswegen, weil die abrechenbaren Sätze über die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) höher sind als im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM).
  9. Freie Zeiteinteilung
    Sie können Ihre Arbeits- und Urlaubszeiten völlig frei gestalten.
  10. Keine Bereitschaftsdienste
    Teils fallen keine Bereitschaftsdienste für Sie an. Die Heranziehung von Privatärzten für diese Dienste wird ohnehin gerichtlich immer wieder infrage gestellt und womöglich demnächst aufgehoben.
  11. Keine Regresse
    Es drohen Ihnen keine Regresse wegen einer möglichen Überschreitung definierter Mengen – zum Beispiel von Medikamenten, Hilfsmitteln oder Rezepten.
  12. Keine Quartalsprüfungen
    Es finden keine Quartalsprüfungen durch die Kassenärztlichen Vereinigungen statt. Diese Organe sind für Sie als Privatarzt nicht zuständig.
  13. Steigende Zahlungsbereitschaft von Selbstzahlern
    Ich erwarte eine zunehmende Nachfrage nach privatärztlichen Leistungen; denn infolge des demografischen Wandels und der sich verstärkenden Unterversorgung im vertragsärztlichen System sind noch längere Wartezeiten für GKV-Patienten erwartbar. Dadurch wird es für Selbstzahler immer interessanter, in eine Privatpraxis zu gehen, wo man häufig innerhalb weniger Tage einen Termin beim Facharzt bekommen kann. Zugleich steigen die Privatvermögen an – mit einem kleinen Dämpfer als Folge des Krieges in der Ukraine.

Lohnt sich eine Privatpraxis auch finanziell?

Die Frage, ob sich eine ärztliche Privatpraxis lohnt, kann auch rein monetär aufgefasst werden. Ich habe oben bereits erwähnt, dass die Einnahmen im privatärztlichen Bereich deutlich höher als im kassenärztlichen Sektor sind. Ich möchte einen näheren Blick hierauf werfen, weil dies ein bedeutsames Thema ist.

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Grundsätzlich bestehen die Umsätze einer Arztpraxis im Wesentlich aus zwei Komponenten: den mit gesetzlichen Krankenversicherungen abgerechneten Leistungen (EBM) und dem privatärztlichen Anteil (GOÄ) plus der gesetzlich versicherten Selbstzahler als zweiter Quelle. Je höher nun der Anteil von Privatpatienten und Selbstzahlern in einer Praxis liegt, desto höher fallen die Einnahmen aus:

Anteil Privatpatienten und SelbstzahlerEinnahmenReinertrag1
0 %323.000163.000
< 25 %398.0002
25 – 50 %2280.000
50 – 75 %781.000321.000
75 – 100 %710.0002
Übersicht zu den gemittelten Einnahmen und Reinerträgen in deutschen Praxen aus dem Jahre 2013. 1Reinertrag berechnet sich aus Einnahmen abzüglich der Betriebskosten. 2Quelle lückenhaft.

Die Erhebung ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen; und leider ist mir keine neuere bekannt, da Privatärzte kaum untersucht werden; sie verdeutlicht jedoch ganz klar, dass sich die ärztliche Privatpraxis auch und gerade finanziell lohnt. 

Es gibt noch aktuellere Daten, die gleichermaßen bestätigen, wie sehr sich eine Privatpraxis wirklich lohnt. So bestanden 2021 die Einnahmen der deutschen Arztpraxen zu 71,7 Prozent aus GKV-Abrechnungen und zu 24,5 Prozent aus privatärztlicher Entgeltung. Damit sorgen Privatversicherte für einen stark überproportionalen Beitrag, wenn man bedenkt, dass ihr Anteil bei lediglich 10,7 Prozent liegt. Betriebswirtschaftler würden es so formulieren: Ein Privatversicherter bringt 184 Prozent mehr Umsatz als ein Kassenpatient. Anders ausgedrückt ist die Behandlung eines Privatpatienten fast so lukrativ wie die dreier (!) GKV-Versicherter.

Nebenbei bemerkt ermöglichen die freien zeitlichen Ressourcen von Privatärzten die Aufnahme weiterer, gut bezahlter Tätigkeiten – etwa Vertretungseinsätze oder die Erstellung von Gutachten. Auf diese Weise können Sie mögliche vorübergehende Defizite ausgleichen. Diese Option wird für meinen Geschmack viel zu selten erwähnt.

Eine erfolgreiche Privatpraxis gründen

Je mehr potenzielle Patienten, je länger die Wartezeit auf einen Termin und je größer die Spezialisierung, desto lohnenswerter die Privatpraxis – auf diese Faustregel vereinfache ich es. Doch selbst wenn diese Kriterien nicht alle zutreffen, lohnt sich eine Privatpraxis nicht nur finanziell. Sie werden mehr Zeit für Ihre Liebsten haben, eine höherwertige Medizin anbieten können und wirtschaftlich besser aufgestellt sein. Was auch immer Ihre Wünsche sind – mit einer Privatpraxis können Sie diese wahr machen.

Ein paar Schritte sind noch zu gehen und Hürden zu meistern. Zum Glück gibt es Ärzteglück. Ein erfahrener Facharzt-Kollege steht Ihnen zur Seite. Gemeinsam bauen Sie Ihre erfolgreiche Privatpraxis auf; denn wir wollen, dass Sie Ihren Arztberuf lieben. Doch die Termine sind leider begrenzt. Sichern Sie sich also am besten schnell Ihren Beratungstermin.

Zusammenfassung: 13 gute Gründe, warum sich eine Privatpraxis lohnt

  1. Ohne Facharzt gründen
  2. Mehr Zeit für Patienten
  3. Strategische Patientengewinnung
  4. Angenehmer Patientenkontakt
  5. Weniger Dokumentationsaufwand
  6. Keine Budgetierung
  7. Bessere Liquidität
  8. Höhere Einnahmen
  9. Freie Zeiteinteilung
  10. Keine Bereitschaftsdienste
  11. Keine Regresse
  12. Keine Quartalsprüfungen
  13. Steigende Zahlungsbereitschaft von Selbstzahlern

Über den Autor

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Niels C. Fleischhauer

Inhaber von Ärzteglück

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