Wartezimmer einer Privatpraxis
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Niels C. Fleischhauer

Ärztliche Privatpraxis gründen: die 18 entscheidenden Schritte zu einer erfolgreichen privatärztlichen Tätigkeit

Zu wenig Zeit für zu viele Patienten, Streit mit Krankenkassen wegen Regressen oder Therapiepläne, die eher nach “Plan B” klingen – es gibt genügend Gründe, warum Mediziner das vertragsärztliche System in Deutschland verlassen möchten. Wohin soll es jetzt gehen? Womöglich ist die Gründung einer Privatpraxis die Lösung. Doch wie gründe ich eine Privatarztpraxis?

In diesem umfassenden Leitfaden erkläre ich Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie Ihre erfolgreiche ärztliche Privatpraxis eröffnen und Privatarzt werden. Dieser Weg ist weitaus weniger aufwendig und teuer als zunächst befürchtet. Zudem kann ich Sie beruhigen: Sie brauchen nicht alle Stufen alleine erklimmen. Ich weiß, wer Sie von Beginn an bis zur erfolgreichen Gründung Ihrer ärztlichen Privatpraxis und darüber hinaus begleitet.

Flucht aus dem vertragsärztlichen System

Das deutsche Gesundheitswesen hält für Kassenärzte immer größere Herausforderungen bereit: Der demografische Wandel, die starren Budgetierungen und der enorme Dokumentationsaufwand verderben die Lust am vertragsärztlichen System. Dass die Kassenärztliche Bundesvereinigung eigens den Bürokratieindex entwickelt hat, um auf diese Situation aufmerksam zu machen, ist bezeichnend. Viele Mediziner stellen infrage, ob unter diesen Umständen überhaupt eine “gute Medizin” möglich ist.

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Einen vielversprechenden Ausweg stellt für viele Vertragsärzte die Privatpraxis dar. Sie verheißt in vielerlei Hinsicht die große Freiheit: bei der Therapiegestaltung, der für die Behandlung verfügbaren Zeit und der ärztlichen Work-Life-Balance.

Eine Privatpraxis lohnt sich

Obgleich schon einige Kollegen den Weg in die Privatarztpraxis gegangen sind – wenn es ernst wird und mögliche Pläne in die Tat umgesetzt werden sollen, kommen üblicherweise Zweifel hoch:

  • Finde ich genügend Patienten?
  • Habe ich finanzielle Einbußen zu erleiden?
  • Bin ich als Privatarzt ausreichend qualifiziert?

In einem anderen Blog-Beitrag gehe ich eigens auf die Gründe ein, warum sich eine Privatpraxis lohnt. Eines möchte ich hier schon vorwegnehmen: Ja, sie lohnt sich – für die Freiheit Ihrer Berufsausübung, Ihr Privatleben und sogar Ihren Geldbeutel. So steigt mit dem Anteil an Privatpatienten auch der wirtschaftliche Ertrag einer Praxis. Ich bin mir sicher: Sobald sich das Wissen durchsetzt, wie sehr sich eine Privatpraxis lohnt, wird es wesentlich mehr Privatärzte geben.

Privatpraxis ohne Facharzt

Kann ich auch ohne Facharzt eine Privatpraxis gründen?”, werde ich immer wieder gefragt. Bei diesem Thema herrscht viel Unsicherheit. Das ist schade, weil sie viele davon abhält, sich als Arzt selbstständig zu machen und eine Privatpraxis zu eröffnen.

Für eine Niederlassung als Privatarzt benötigen Sie nicht zwingend eine abgeschlossene Facharztweiterbildung. Gleichwohl schulden Sie Ihren Patienten aber eine Behandlung nach dem Facharztstandard. Das bedeutet, dass Sie Ihr Handwerk so souverän beherrschen sollten wie ein entsprechender Facharzt.

Über diesen Leitfaden

Kommen wir nun endlich zu den aus meiner Sicht wichtigsten Schritten auf dem Weg zur Gründung einer ärztlichen Privatpraxis. Beantworten wir die Frage, wie ich eine Privatarztpraxis gründe. Es ist mir wichtig, zu erwähnen, dass die folgende Aufzählung eine Übersicht des Wesentlichen darstellt. Folglich enthält sie nicht alle Details, die es zu beachten gilt.

Ein paar Hürden sind zu nehmen, wenn Sie Privatarzt werden wollen. Doch denken Sie immer daran: Wir helfen Ihnen bei jedem einzelnen Schritt. Sobald Sie erst einmal mit dem Prozess der Gründung Ihrer Privatpraxis begonnen haben, wird es deutlich leichter werden. Der erste Schritt ist immer der schwerste. Also wollen wir dort beginnen.

1. Ihre Motivation klären

Eine Selbstständigkeit ohne klare Motivation ist wie Wandern ohne festes Schuhwerk: Das kann man machen und wird sicherlich eine Zeit lang vorangehen – vielleicht sogar in Richtung Ziel. Irgendwann liefe es sich jedoch so unangenehm, dass man den Marsch trotz allen Tatendrangs aufgäbe. Das soll Ihnen mit Ihrer privatärztlichen Tätigkeit nicht passieren.

Ihre Motive können durchaus unterschiedlich sein. Wünschen Sie sich echte Freiheit in der Berufsausübung? Gab es womöglich eine Erkrankung in Ihrem familiären Umfeld, welche die Leistungen für gesetzlich Versicherte nicht oder nur unzureichend abbilden? Wollen Sie für Ihre gute ärztliche Leistung endlich angemessene Wertschätzung erfahren? Egal, was es ist – klären Sie für sich, worin Ihr persönlicher Antrieb besteht.

2. Definition Ihrer Zielgruppe

Als Arzt eine Zielgruppe zu definieren, ist Blödsinn, könnte man meinen. “Patienten” ist wohl eine häufige Antwort. Für eine Kassenpraxis mit festgelegtem Auftrag sowie Einzugs- und Fachgebiet dürfte das funktionieren; eine Privatarztpraxis derart naiv zu gründen respektive zu führen, ist hingegen hochriskant.

Es gilt kein Gebietsschutz, wenn Sie eine ärztliche Privatpraxis gründen. Dementsprechend kann es sein, dass im Umkreis weniger Kilometer weitere Privatärzte ähnliche Leistungen wie Sie anbieten. Gemeinsam buhlen Sie dann um eine geringe Anzahl von Patienten. Glücklich können sich diejenigen Mediziner schätzen, die ihre Zielgruppe definiert haben.

Grundsätzlich gilt die Regel: Je enger Sie Ihre Zielgruppe fassen, desto kleiner wird sie, während die Passung Ihres Angebots immer weiter ansteigt. In der Folge besitzen Sie in einer zahlenmäßig kleineren Zielgruppe eine als größer wahrgenommene Expertise. Dies bedeutet gegenüber Ihren “Mitbewerbern” – ein für Arztpraxen ungewohntes Wort, an welches Sie sich schnell gewöhnen werden –, dass Sie höhere Preise durchsetzen können und tendenziell mehr Sichtbarkeit genießen.

Eine Zielgruppe lässt sich auf verschiedene Arten bestimmen. Am weitesten verbreitet sind soziodemografische Merkmale, Sinus-Milieus und Personas. Konkret können Sie Ihre Patienten etwa anhand folgender Kriterien bestimmen:

  • Privatversicherte oder gesetzlich versicherte Selbstzahler
  • Chronische oder akute Leiden
  • Alter
  • Geschlecht
  • Berufsgruppen

Ein GKV-Patient verlässt Ihre Praxis, weil er lieber Stunden beim Kassenarzt wartet, anstatt von Ihnen sofort eine Krankschreibung zu erhalten? Mit einer definierten Zielgruppe sorgen Sie dafür, dass solche Patienten erst gar nicht in Ihre Praxis kommen; denn die Zielgruppe findet sich später in jeglicher Außenkommunikation wieder.

3. Leistungsschwerpunkte festlegen

Abhängig von der gewählten Zielgruppe sollten Sie passende Leistungsschwerpunkte anbieten. Sie finden Ihre “Nische”, um es betriebswirtschaftlich auszudrücken. Diese hängt insbesondere davon ab, wo Sie Ihre Stärken sehen und was Sie am liebsten machen. Dabei spielt auch eine mögliche Facharzt- oder Zusatzbezeichnung eine wesentliche Rolle. Eine SWOT-Analyse hilft Ihnen dabei, sich gezielt von anderen Privatpraxen abzugrenzen.

Sie haben die Wahl, Ihr Angebotsspektrum breiter auszulegen oder spitzer darzustellen. So können Sie eine hausärztliche Privatpraxis gründen, die mit regem Zulauf, aber auch einigen Mitbewerbern im Umkreis zu rechnen hat. Dagegen werden Patienten in einer einzigartigen Privatarztpraxis für Erkrankungen von Musikern selbst eine weitere Anreise auf sich nehmen. Berücksichtigen Sie, dass Sie teilweise auch mit nicht-ärztlichen Leistungserbringern – etwa Osteopathen, Psychologen oder Physiotherapeuten – “konkurrieren”. Immer beliebter wird das Eröffnen einer Botox-Praxis.

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Üblicherweise empfehle ich, die Leistungsschwerpunkte zu spezialisieren. Dabei ist es von großem Vorteil, wenn Sie bereits Kollegen als potenzielle Zuweiser haben. Beachten Sie aber, dass ein zu breites Angebot ohne Facharztbezeichnung nur schwer zu argumentieren sein dürfte. Schließlich gilt es stets, den Facharztstandard zu gewährleisten. Gerne empfehlen wir Ihnen hierzu einen fachkundigen Medizinrechtler.

Ich habe noch einen wichtigen Tipp für Sie: Berücksichtigen Sie unbedingt die Selbstzahler unter den beinahe 90 Prozent GKV-Patienten. Fragen Sie sich, unter welchen Bedingungen Patienten ihr privates Geld investieren, obwohl sie eine vermeintlich vergleichbare Leistung kostenfrei bekommen können. Haben Sie einen fachlichen Schwerpunkt, über den kaum Kollegen verfügen – derzeit etwa die Therapie mit Cannabis-Medikamenten? Können Sie Ihren Patienten Monate an Wartezeit auf einen Termin ersparen? Gelten Sie als Koryphäe auf Ihrem Gebiet und können mit Ihrer Niederlassung als Privatarzt kassenärztliche Kollegen entlasten beziehungsweise unterstützen?

4. Rentabilität und Liquidität kalkulieren

Das beste Leistungsspektrum nützt nichts, wenn sich die Privatarztpraxis wirtschaftlich nicht trägt. Insbesondere teure Anschaffungen wie zum Beispiel HNO-Behandlungseinheiten, Praxis-Mobiliar oder Ultraschall-Geräte belasten das Budget gerade zu Beginn. Daher ist eine realistische Planung und Vorausschau wichtig; denn die nackten Zahlen lügen nicht.

Eine Rentabilitäts- und Liquiditätsvorschau offenbart, wann Sie ein Darlehen zurückzahlen können oder Ihre finanziellen Reserven aufgebraucht sein werden. Sie erfahren, ab welchem Zeitpunkt die Praxis Gewinne erwirtschaften wird. Zusammengefasst geht also um die Frage: Geht kurz- bis langfristig genügend Geld ein, um die Kosten zu decken und gleichzeitig vom Überschuss leben zu können. Solche Aufstellungen werden Sie übrigens auch für den Businessplan benötigen.

5. Finanzierung planen

Aus der Rentabilitäts- und Liquiditätsvorschau ergibt sich die Höhe des Finanzierungsbedarfs. Anfangs machen nämlich praktisch alle Unternehmen Verluste; und um diese zu überbrücken, sind Geldmittel erforderlich.

Viele Mediziner bringen private Ersparnisse mit oder erhalten eine finanzielle Unterstützung von Verwandten. Auch ist es sinnvoll, wenn Sie noch ein sicheres Anstellungsverhältnis besitzen, während Sie Ihre privatärztliche Praxis beziehungsweise Niederlassung gründen. So würden Sie die Privatpraxis zunächst als Nebentätigkeit betreiben. Fördergelder und Darlehen sind beliebte Drittmittel zur Starthilfe. In jedem Fall sollten Sie klären, aus welchen Töpfen sich die Finanzierung Ihrer Privatarztpraxis speist.

6. Businessplan erstellen

Ein Businessplan beziehungsweise Geschäftsplan beinhaltet alle maßgeblichen Informationen und Eckdaten zu einem Geschäftsmodell. Damit richtet er sich an Stakeholder – Anspruchsinhaber – wie etwa Banken oder Investoren. Bei Darlehensanfragen gehört der Businessplan in aller Regel zu den angeforderten Unterlagen.

Wenn Sie sich bei der Gründung Ihrer Privatpraxis von Ärzteglück beraten lassen, erstellen Sie den Businessplan praktisch “im Vorbeigehen”. Der vorliegende Leitfaden deckt bereits alle Inhalte ab und geht sogar noch viel weiter. Anders ausgedrückt ist ein Businessplan die stark verkürzte Version dieses Artikels.

Auch wenn ich klassische Businesspläne für zu zahlenlastig halte und kritisiere, dass die Gründerpersönlichkeit außen vor bleibt, sollten Sie ihn ausfüllen – unabhängig davon, ob Sie einen benötigen. So stellen Sie sicher, keine wesentlichen Punkte vergessen zu haben. Zudem überprüfen Sie, ob die ärztliche Privatpraxis, die Sie eröffnen wollen, wirtschaftlich tragfähig wäre. Nicht zuletzt testen Sie die Ernsthaftigkeit des Unterfangens, indem Sie Ihre Geschäftsidee Dritten gegenüber “verteidigen”. Gemeinsam mit dem Gründungs- und Praxisberater von Ärzteglück geht das Ganze ziemlich schnell.

7. Gegebenenfalls Kredit beantragen

Je nach Finanzierungsbedarf und deren möglicher Quellen ist eventuell ein Kredit vonnöten. Hausärztliche oder psychosomatische Privatpraxen dürfte das seltener betreffen; auch eine Botox-Praxis werden Sie wahrscheinlich ohne Finanzierung eröffnen können; doch spätestens wenn teure Geräte angeschafft werden sollen, kann sich ein Darlehen langfristig rentieren.

Sie erhalten ein Darlehen normalerweise von einer Bank. Dies geschieht, indem Sie eine Kreditanfrage stellen. Es ist sinnvoll, mehrere Angebote einzuholen und diese miteinander zu vergleichen; denn es gibt weitaus mehr Institute als die apoBank.

Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, wie wichtig es ist, für den Darlehensantrag eine professionelle Begleitung zu haben – am besten, bevor man eine solche Anfrage bei einer Bank stellt; denn oftmals hat man nur einen Versuch. Wenn dann beispielsweise der Businessplan nicht gut ausgearbeitet ist, hat man erst mal keine zweite Chance mehr.

8. Wahl der Rechtsform

Arztpraxen werden in Deutschland meist als Einzelunternehmen geführt. Dies liegt daran, dass diese die am einfachsten zu gründende Rechtsform darstellt. Darüber hinaus bleiben Ärzte als Freiberufler auf diesem Wege von der Gewerbesteuer befreit.

Dennoch sollten wir nicht pauschal alle anderen Rechtsformen außer Acht lassen. 15 Rechtsformen existieren derzeit in Deutschland. Ob GbR, GmbH oder Partnerschaftsgesellschaft – Arztpraxen verfügen über unterschiedliche rechtliche Rahmen. Ein jede besitzt spezifische Vor- und Nachteile – vor allem in puncto Haftung und Steuern. “Das machen alle so”, ist kein gutes Argument. Vielmehr lohnt sich eine Rechtsberatung. Gerne stellen wir Ihnen einen passenden Anwalt vor.

9. Standort klären und Praxisräumlichkeiten besorgen

Anders als im kassenärztlichen Sektor gibt es für Privatärzte keine geschützten Bereiche, sondern Niederlassungsfreiheit. Somit stellt sich die Frage, wo Sie Ihre ärztliche Privatpraxis am besten eröffnen sollten. Es gilt, Chancen im Sinne potenzieller Patienten und Risiken im Sinne bestehender privatärztlicher “Konkurrenten” abzuwägen. Zugleich sollte Ihre Privatarztpraxis gut für Patienten und – immer wichtiger – Mitarbeiter erreichbar sein.

Manchmal hat man eine Einliegerwohnung im Gebäude frei. Dann wird gerne versucht, diese als Privatpraxis zu betreiben, was enorm praktisch ist. Meistens jedoch werden Praxisräume angemietet. In jedem Fall sollten Sie die von den lokalen Behörden geforderten hygienischen und baulichen Standards gewährleisten.

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Interessant ist auch die Option, wenn Sie bei einem Kollegen unterkommen können. Viele niedergelassene Mediziner haben noch Räume frei und freuen sich über zusätzliche Mieteinnahmen. Dies wäre ein für Sie günstiges und flexibles Modell, bei welchem Sie Ihre Privatpraxis risikoarm als Nebentätigkeit betreiben. Zudem sind die rechtlichen Voraussetzungen und hygienischen Standards im Regelfall bereits gewährleistet.

Mir sind einige Kollegen bekannt, die als Privatarzt ganz ohne Praxis arbeiten. Das schließt die meisten medizinischen Leistungen allerdings aus. Wenn Ihnen etwas Vergleichbares vorschwebt, sollten Sie sich unbedingt mit einem Medizinrechtler austauschen; denn Ärztekammern sind bei diesem Punkt recht empfindlich.

10. Anmeldung des Freiberufs beim Finanzamt

Wenn Sie als ärztlicher Freiberufler eine Selbstständigkeit aufnehmen, möchte Ihr Finanzamt davon erfahren. Glücklicherweise ist das schnell gemacht. Es bedarf lediglich einer formlosen Anmeldung. Diese sollten Sie spätestens vier Tage nach Aufnahme der Tätigkeit einreichen.

Nach etwa drei Wochen werden Sie Post von Ihrem Finanzamt erhalten. Darin wird Ihnen eine Steuernummer für Ihre privatärztliche Tätigkeit zugewiesen. Diese wird später auf Ihren Rechnungen erscheinen. Den beigefügten Fragebogen zur steuerlichen Erfassung sollten Sie auch noch ausfüllen und zurücksenden.

11. Privatpraxis bei Ärztekammer anmelden

Auch die Ärztekammer, in welcher Sie Mitglied sind, möchten darüber informiert werden, dass Sie gedenken, eine ärztliche Privatpraxis zu gründen. Sie wird Ihnen auf Anfrage genau mitteilen, welche Vorgaben Sie zu erfüllen haben. Im Vergleich zu einer vertragsärztlichen Praxis sind diese aber überschaubar.

In jedem Fall wird von Ihnen verlangt, ein Praxisschild mit Qualifikationen, Sprechzeiten und Ihrem Namen anzubringen. Zudem sollen Sie den Ort Ihrer Privatpraxis angeben, wenn Sie diese bei der Ärztekammer anmelden. Je nach Bundesland oder Bezirk kann es sein, dass Sie auch mit einer Niederlassung als Privatarzt zum Bereitschaftsdienst herangezogen werden.

12. Patientengewinnung

Dieser Schritt ist für viele Mediziner ungewohnt: Anders als in vertragsärztlichen Praxen wollen Privatpatienten gewonnen werden. Das Wartezimmer einer Privatarztpraxis ist nicht jeden Montagmorgen gerammelt voll; und wenn wir ehrlich sind, macht das einen Großteil ihres Reizes aus.

Bevor Sie nun in die Rolle eines Klinkenputzers oder Telefon-Akquisiteurs schlüpfen, möchte ich Sie beruhigen: Eine Privatpraxis kann auch gut laufen, wenn Sie keine aktive Patientengewinnung betreiben. Ich kenne genügend Beispiele dafür. Doch die gezielte Akquise von Patienten besitzt viele Vorteile, auf die Sie nicht verzichten sollten. So können Sie bei strategisch gewonnenen Patienten höhere Preise durchsetzen. Weiterhin erlangen Sie auf diesem Weg die Freiheit, sich von den undankbaren oder unhöflichen Patienten zu trennen.

Wer als Arzt eine Privatpraxis wie beispielsweise eine Botox-Praxis eröffnen will, benötigt eine funktionierende Patientengewinnung. Um diese sicherzustellen, wird eine Corporate Identity erstellt. Hinzu kommt ein Marketingkonzept. Letzteres erstellt eine Marketingagentur für Sie. Ein solcher Dienstleister hilft Ihnen außerdem, Werbung zu schalten und insgesamt für Ihre (potenziellen) Patienten sichtbar zu werden. Die Akquise läuft sozusagen vollautomatisch.

Heutzutage stehen auf der Klaviatur des Praxismarketings viel mehr Kanäle als nur die eigene Website zur Verfügung. Eine Privatpraxis für Ästhetische Medizin kann zum Beispiel auf Social-Media-Kanäle wie Instagram setzen. Ein sportmedizinisches Angebot wiederum sollte auf TikTok gut ankommen. Sie können auch einen eigenen Blog im Bereich der Ernährungsmedizin schreiben. Marketing kann viel Spaß machen. Entscheidend ist, wo sich Ihre Zielgruppe aufhält und was Ihnen gefällt. Immer wieder verweise ich auf Dr. Uso Walters Tinnitus-Sprechstunde bei YouTube.

13. Praxissoftware auswählen

Haben Sie in Ihrer Karriere als Mediziner noch die Karteikarten miterlebt? Auch wenn es einige ältere Kollegen gibt, die ihnen nachtrauern – ich meine, dass eine digitale Praxissoftware weitaus mehr Vorteile bereithält. Idealerweise besitzt sie eine Website-Schnittstelle zur Terminvereinbarung, eine Back-up-Funktion und eine Zahlungsabwicklung. Obligatorisch ist die automatische Archivierung der Patientenakten; denn “der Behandelnde hat die Patientenakte für die Dauer von zehn Jahren nach Abschluss der Behandlung aufzubewahren”. So will es das Bürgerliche Gesetzbuch.

Heutzutage stehen unzählige Anbieter von Praxissoftware zur Verfügung. Die einschlägigen Vergleichsportale stellen nur erste Anhaltspunkte bereit. Die Hersteller bieten normalerweise eine mehrwöchige kostenlose Testphase an. Nutzen Sie diese Zeit, indem Sie echte Patientendaten eintragen und mit dem System arbeiten. So erfahren Sie hautnah, wie sich die Bedienung anfühlt. Themen wie Datenschutz, Datensicherheit oder Fehleranfälligkeit sind für Laien schwer einzuschätzen; doch die Nutzbarkeit sollte schon gut sein.

14. Mitarbeitergewinnung

Der Personalbedarf bei ärztlichen und nicht-ärztlichen Beschäftigten stellt kassenärztliche Praxen vor große Herausforderungen. Ein ausreichender Personalstand bildet dort längst einen erfolgskritischen Faktor. Zwar sind Sie davon etwas weniger betroffen, wenn Sie eine ärztliche Privatpraxis gründen; gleichwohl sind je nach Leistungsschwerpunkt Mitarbeiter erforderlich oder zumindest vorteilhaft.

Um sich als guter Arbeitgeber zu positionieren und Mitarbeiter zu gewinnen, sollten Sie das bieten, was sich Ihre Arbeitnehmer wirklich wünschen. Flexible Arbeitszeiten, ein im Vergleich zu Tarifverträgen überdurchschnittliches Gehalt oder sogar Homeoffice-Anteile – schauen Sie, was Sie für machbar halten. Das meiste ist eine reine Frage der Organisation.

Doch haben Sie keine Sorge, falls Sie zu Beginn nur wenige Bewerbungen erhalten sollten. Erfahrungsgemäß kann Ihnen oftmals schon ein einziger Minijobber reichlich Arbeit abnehmen. Weitere Tätigkeiten lassen sich automatisieren oder notfalls auch an dritte Unternehmen delegieren. Dazu gehört zum Beispiel die Terminvereinbarung.

15. Versicherungen abschließen

Einige Versicherungen sind für Privatpraxen sinnvoll bis notwendig. Da ist vor allem die Berufshaftpflichtversicherung zu nennen. Sie ist vorgeschrieben. Ohne Berufshaftpflichtversicherung droht schlimmstenfalls der Entzug der Erlaubnis zur Berufsausübung.

Wenn Sie Mitarbeiter beschäftigt haben, sollten Sie sich mit einer Betriebshaftpflichtversicherung befassen. Möglicherweise können im Einzelfall weitere Versicherungen sinnvoll sein, wenn Sie eine privatärztliche Praxis respektive Niederlassung gründen. Gerne empfehlen wir Ihnen einen Medizinrechtler oder Versicherungsmakler.

16. Abrechnung organisieren

Privatärztliche Tätigkeiten werden nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abgerechnet. Schnell verliert man sich im Dschungel aus Ziffern und Sätzen. Mancher sieht dies als notwendiges Übel an; aber durch fehlende Übersicht kann man durchaus viel Geld verschenken.

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Sie können Ihre Abrechnung mit Patienten an externe Dienstleister delegieren. Dadurch sparen Sie nicht nur Zeit, sondern dürften am Ende auch ein ordentliches Plus an Einnahmen verbuchen können. Passenderweise bezeichnen einige Anbieter ihre Dienstleistung als “Abrechnungsoptimierung”. Gerne vergessen wird, dass Sie mit Patienten auch individuelle, höhere und damit von der GOÄ abweichende Honorare vereinbaren können.

17. Buchhalter und Steuerberater beauftragen

Jeder, der schon einmal eine Steuernachzahlung, Steuervorauszahlung oder Betriebsprüfung erlebt hat, weiß: Finanzen und Steuern sollten in guten Händen liegen. Ansonsten droht Ungemach. Die meisten Mediziner haben neben ihrem Studium kaum noch Zeit gehabt, sich ins deutsche Steuerrecht einzuarbeiten. Insofern ist es ratsam, derartige Aufgaben an Experten zu delegieren.

Wir können Ihnen Buchhalter und Steuerberater empfehlen, mit denen wir zusammenarbeiten. Gerade eine Buchhaltung kostet meist viel weniger als befürchtet. Zugleich ersparen Sie sich so manchen “Papierkrieg”, der gerne durch kleinste Buchungsdifferenzen ausgelöst wird.

18. Eröffnung

Streng genommen handelt es sich hierbei nicht um einen Schritt auf dem Weg zur Gründung Ihrer ärztlichen Privatpraxis; denn wenn Sie endlich die Tür zum ersten Mal aufschließen, haben Sie Ihr Unternehmen bereits gegründet. Dennoch möchte ich diesen Punkt einbeziehen. Schließlich stellt die Eröffnung den goldenen Abschluss der Gründungsphase dar.

Wer Großes leistet, darf (sich) feiern (lassen). Möglicherweise haben Sie Lust, einen kleinen Empfang zu veranstalten, während Sie Ihre ärztliche Privatpraxis eröffnen. Dazu können Sie Mitarbeiter, ärztliche Kollegen und bekannte sowie neue Patienten einladen. Auch unser Gründungs- und Praxisberater freut sich über eine Einladung. Auf diese Weise können Sie Ihrer Privatarztpraxis direkt nach dem Eröffnen einen kleinen Anschub geben.

Mit etwas Unterstützung eine erfolgreiche ärztliche Privatpraxis gründen

Es sind zugegebenermaßen einige Schritte zu gehen, wenn Sie Privatarzt werden wollen. Doch ich wollte unbedingt ehrlich mit Ihnen sein und alle wesentlichen Hürden berücksichtigen. Denken Sie immer daran, dass jede Selbstständigkeit wie Laufen lernen ist: Der erste Schritt ist immer der schwerste. Mit der Zeit wird es wesentlich leichter werden – auch deswegen, weil wir Ihnen zur Seite stehen. Unabhängig davon, ob Sie Ihre ärztliche Privatpraxis als Nebentätigkeit oder in Vollzeit gründen möchten – wir wollen, dass Sie Ihren Arztberuf lieben.

Ärzteglück hat einen erfahrenen Facharzt im Team. In der Rolle des Gründungs- und Praxisberaters begleitet er Kollegen bis zur erfolgreichen Gründung der ärztlichen Privatpraxis. Bei Bedarf steht Ihnen unser Berater auch danach weiter zur Verfügung – damit wir Ihre Privatpraxis zum Abheben bringen. 

Die zeitlichen Kapazitäten unseres Gründungs- und Praxisberaters sind begrenzt und freie Plätze entsprechend beliebt. Nehmen Sie also am besten rasch Kontakt zu uns auf. So bestehen gute Chancen, dass wir Sie demnächst unterstützen können.

Zusammenfassung: die 18 entscheidenden Schritte, damit Ihre privatärztliche Tätigkeit ein voller Erfolg wird

  1. Ihre Motivation klären
  2. Definition Ihrer Zielgruppe
  3. Leistungsschwerpunkte festlegen
  4. Rentabilität und Liquidität kalkulieren
  5. Finanzierung planen
  6. Businessplan erstellen
  7. Gegebenenfalls Kredit beantragen
  8. Wahl der Rechtsform
  9. Standort klären und Praxisräumlichkeiten besorgen
  10. Anmeldung des Freiberufs beim Finanzamt
  11. Privatpraxis bei Ärztekammer anmelden
  12. Patientengewinnung
  13. Praxissoftware auswählen
  14. Mitarbeitergewinnung
  15. Versicherungen abschließen
  16. Abrechnung organisieren
  17. Buchhalter und Steuerberater beauftragen
  18. Eröffnung

Über den Autor

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Niels C. Fleischhauer

Inhaber von Ärzteglück

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