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Niels C. Fleischhauer

Assistenzarzt in der Schweiz: eine Facharztausbildung mit Wahnsinns-Gehalt

Patienten ohne Ende, unzählige 24-Stunden-Dienste und ein realer Stundenlohn, der unter so manchem Ausbildungsberuf liegt – die Zeit der Facharztweiterbildung genießt unter Deutschlands Medizinern nicht unbedingt den besten Ruf. Viele Assistenzärzte fragen sich da, ob sie ihren Facharzt nicht unter attraktiveren Bedingungen machen können. Dabei gerät ein südlicher Nachbar zunehmend ins Rampenlicht.

Erfahren Sie hier, aus welchen Gründen Sie als Assistenzarzt unbedingt in der Schweiz arbeiten sollten. Holen Sie sich spannende Einblicke in Schweizer Besonderheiten und die interessanten Unterschiede zur deutschen Facharztweiterbildung. Sie werden erstaunt sein; denn die Schweiz hat für Assistenzärzte in der Facharztausbildung wesentlich mehr zu bieten als “nur” ein rekordverdächtiges Gehalt.

Junge deutsche Mediziner gerne gesehen

Es gibt ein paar deutsche Assistenzärzte, die befürchten, bei den Eidgenossen nicht willkommen zu sein. Schließlich werden Schweizer in unserer Berichterstattung häufig als skeptisch gegenüber Ausländern dargestellt. Doch diese Ängste bewahrheiten sich nicht, wie mir zig ärztliche Auswanderer berichtet haben; denn deutsche Ärzte nehmen die Schweizer überwiegend als höflich wahr – für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich höflich. Der überwiegende Teil unter Assistenzärzten berichtet von positiven Erfahrungen in der Schweiz. Auch mit der Verständigung klappt es trotz des vorherrschenden “Schwiizerdütsch” nach einer Zeit der Eingewöhnung meist gut.

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Die Schweiz ist auf ausländische Ärzte angewiesen; und das hat seinen Grund. So sind die Studienplätze für Medizin seit einigen Jahrzehnten bewusst knapp gehalten worden, um Ausbildungskosten einzusparen. Während etwa 1978 noch rund 1.000 Ärzte in der Schweiz diplomiert wurden, waren es beispielsweise 2005 nur noch 600 – bei gleichzeitig steigendem Versorgungsbedarf in der Bevölkerung wohlgemerkt. Zwar ist die Anzahl an Studienplätzen mittlerweile wieder erhöht worden; doch auch heute besteht noch ein deutliches Defizit an ärztlichem Personal.

Abhilfe kommt aus dem Ausland. Sie werden erstaunt sein, wie viele Kollegen von Ihnen im Krankenhaus beziehungsweise Spital Hochdeutsch sprechen; denn vor allem deutsche Mediziner füllen die Schweizer Versorgungslücke; und die sind wegen ihrer sprachlichen und kulturellen Nähe gerne gesehen. Zudem vertraut man auf die Qualität der medizinischen Ausbildung in Deutschland – ein Aspekt, auf welchen Schweizer Patienten großen Wert legen. Die Ausgangslage ist also günstig, wenn Sie als Assistenzarzt Ihren Facharzt in der Schweiz machen möchten.

MEBEKO-Anerkennung

Bevor Sie Ihre Assistenzarztstelle in der Schweiz antreten dürfen, steht zunächst die Anerkennung Ihrer deutschen Approbation durch die Medizinalberufekommission an – kurz “MEBEKO” genannt. Die MEBEKO prüft, ob nicht-schweizerische Arztdiplome der einheimischen medizinischen Ausbildung als gleichwertig anzusehen sind. Für deutsche Ärzte stellt diese Hürde eher eine Formsache dar.

Die Dauer der MEBEKO-Anerkennung beträgt etwa zwei bis drei Monate. Wenn Sie als frischer Assistenzarzt in der Schweiz beginnen möchten, sollten Sie sich also rechtzeitig – idealerweise bereits einige Monate vor Erhalt Ihrer Approbationsurkunde – mit diesem Thema beschäftigen. Achten Sie bei der Zusammenstellung Ihrer Unterlagen unbedingt auf Vollständigkeit; denn Formfehler kosten unnötig Zeit.

Sie sind sich unsicher, ob Sie die Anforderungen für die MEBEKO-Anerkennung erfüllen oder über alle notwendigen Dokumente verfügen? An anderer Stelle habe ich bereits einen eigenen Blog-Beitrag zur MEBEKO-Anerkennung in der Schweiz geschrieben. Hilfestellung erhalten Sie außerdem bei Ärzteglück. Gemeinsam mit unseren Schweizer Experten unterstützen wir Sie gerne bei Ihrer MEBEKO-Anerkennung.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Facharztweiterbildung

Die Facharztausbildung in der Schweiz ist in etwa mit der deutschen vergleichbar. Die Weiterbildungsinhalte sind modular organisiert; und ein Rotationsprinzip sorgt dafür, dass Sie möglichst viele Abteilungen durchlaufen können. Dabei orientiert sich die Weiterbildungsordnung aber stark an den USA, was Sie an verschiedenen Stellen bemerken werden.

Die verfügbaren Facharzttitel entsprechen im Wesentlichen jenen, welche Sie aus Deutschland kennen. Es existieren jedoch ein paar bedeutsame Unterschiede. Allgemeinmedizin und Innere Medizin sind zum riesigen Fachgebiet “Allgemeine Innere Medizin” zusammengelegt. Des Weiteren finden Sie in der Schweizer Weiterbildungsordnung einen Facharzt für “Prävention und Public Health”, den es in dieser Form in Deutschland nicht gibt. Dafür fehlen allerdings kleinere Fachärzte wie zum Beispiel für Anatomie, Psychosomatik oder Laboratoriumsmedizin.

In der Schweiz hat sich ein Relikt erhalten, welches bei uns bereits 1992 aus den Weiterbildungsordnungen verschwunden ist: der Praktische Arzt. Diesen Titel können Sie nach drei Jahren Weiterbildungszeit in der Allgemeinen Inneren Medizin erlangen. Als Praktischer Arzt darf man in der Schweiz eine eigene Praxis eröffnen oder als angestellter Arzt eigenverantwortlich Patienten behandeln – ohne abgeschlossene Facharztausbildung.

Insgesamt beträgt die reguläre Dauer der Schweizer Facharztausbildung fünf bis sechs Jahre. Während dieser Zeit sind – anders als in Deutschland – mindestens zwei Weiterbildungsstätten zu besuchen. Dazu gehört auch immer ein Universitätsspital oder großes Lehrspital, was den üblicherweise größeren Forschungshintergrund der Facharztausbildung in der Schweiz erklärt. Hier finden Sie übrigens ein Register mit allen infrage kommenden Weiterbildungsstätten.

Geringere Arbeitsbelastung

Viele Weiterbildungsassistenten zieht es als Arzt wegen der angenehmeren Arbeitsbedingungen in die Schweiz. Der Grund dafür wird jedoch erst auf den zweiten Blick klar. Schließlich liegt die zulässige Höchstarbeitszeit in der Schweiz mit 50 Wochenstunden sogar leicht über den deutschen 48 Wochenstunden. Doch beim näheren Hinschauen relativiert sich diese Zahl.

Zunächst sind 50 Wochenstunden nicht überall üblich und zusätzlich verhandelbar. Ich nehme an, dass Sie auch in Deutschland noch keinen Arbeitsvertrag mit 48 Wochenstunden vorliegen hatten. Dafür ist es allerdings in der Schweiz selbstverständlich, dass Überstunden von Assistenzärzten komplett vergütet werden – hierzulande leider realitätsfern. Böse Zungen behaupten gar: In Deutschland arbeiten Sie 50 Stunden pro Woche und werden für 40 bezahlt; in der Schweiz arbeiten Sie 50 Stunden pro Woche und werden für 50 bezahlt.

Weiters profitieren Schweizer Weiterbildungsassistenten in den meisten Häusern von einem hohen Personalschlüssel und niedrigem administrativem Aufwand. Dies bedeutet für Assistenzärzte weniger Stress sowie Überforderung und mehr Zeit für Patienten. “Fließbandarbeit”, wie sie sich des öfteren in Deutschland findet, ist in der Schweiz extrem selten. Darüber hinaus werden Sie tatsächlich eine Mittagspause (!) haben.

Deutsche Assistenzärzte schätzen die Einarbeitung in der Schweiz. Statt einer Einführungswoche ist zum ärztlichen Berufsstart eher ein Einführungsmonat üblich, sodass Ihnen Ihr erster Tag als Assistenzarzt erleichtert wird. Die Oberärzte nehmen sich meistens viel Zeit und haben wertvolle Tipps für ihre Assistenzärzte parat. Dies ist in Deutschland mittlerweile leider zur Seltenheit geworden.

Gehalt von Assistenzärzten in der Schweiz

Lassen Sie uns über Geld sprechen. “Endlich” – das wird jetzt der eine oder andere unter Ihnen denken. Immerhin stellt das hohe Gehalt vielleicht den wichtigsten Grund dar, warum Assistenzärzte in der Schweiz arbeiten wollen; und Sie haben absolut recht: Das Einkommen von Assistenzärzten in der Schweiz ist wirklich außerordentlich hoch. Wie viel verdient ein Assistenzarzt in der Schweiz?

DienstjahrBruttogehalt (Schweizer Franken)Bruttogehalt (Euro)1
Erstes Dienstjahr7.400 CHF7.550 Euro
Zweites Dienstjahr7.600 CHF7.750 Euro
Drittes Dienstjahr8.100 CHF8.250 Euro
Durchschnittliche gerundete Bruttogehälter von Assistenzärzten in der Schweiz laut Schweizer “Lohnbuch 2021”. 1Wechselkurs 1 CHF = 1,02 Euro.

Das Einstiegsgehalt von Assistenzärzten liegt in der Schweiz mehr als 50 (!) Prozent über dem Lohn von Assistenzärzten in Deutschland. Solche gewaltigen Gehaltsunterschiede finden Sie unter Schweizer Ärzten bei sonst keiner Hierarchieebene. Wenn Sie bei den Eidgenossen arbeiten möchten, ist der Einstieg in die Assistenzarztzeit also eindeutig der beste Moment zum Auswandern.

Auch netto bleibt wesentlich mehr übrig, wie ein kurzer Blick auf einen Brutto-Netto-Rechner für die Schweiz zeigt. Von 7.400 Schweizer Franken brutto landen netto etwa 5.800 bis 6.200 auf Ihrem Konto – kalkuliert am beispielhaften Alter von 30 Jahren, einer fehlenden Mitgliedschaft in einer Kirche, “ledig” als Familienstand und ohne Kinder. Anders als in Deutschland können dabei aber die Einkommensteuersätze je nach Kanton abweichen. So oder so fließt bei Schweizer Assistenzärzten verglichen mit deutschen Kollegen monatlich ungefähr das doppelte Netto-Gehalt aufs Konto. Das kann sich doch sehen lassen.

Pendeln lohnt sich

Fairerweise sollten wir erwähnen, dass die Lebenshaltungskosten in der Schweiz etwas höher als in Deutschland liegen. Zudem herrschen zwischen Ballungsgebieten wie Zürich und dem ländlichen Raum große Unterschiede, was die Mieten angeht. Diese Umstände nehmen viele deutsche Weiterbildungsassistenten als Anlass zum Sparen. Beliebt ist hier vor allem das Pendel-Modell: wohnen auf der deutschen und arbeiten auf der schweizerischen Seite der Grenze.

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Die große Zahl an Grenzgängern hat ihre Folgen: So sind insbesondere am nördlichen Rand der Schweiz in Regionen wie Basel oder Zürich freie Assistenzarztstellen traditionell rar gesät. Ich bin mir jedoch sicher, dass wir dennoch eine feine Weiterbildungsstelle für Sie finden können. Am besten fragen Sie einfach bei uns nach; denn ganz besonders gefragt sind deutsche Assistenzärzte in ländlichen Gebieten der Schweiz und derzeit folgenden medizinischen Fachrichtungen:

  • Allgemeinmedizin
  • Innere Medizin
  • Kinder- und Jugendmedizin
  • Gynäkologie
  • Psychiatrie und Psychotherapie

Anerkennung des Schweizer Facharzttitels in Deutschland

Irgendwann wird sich das Kapitel Ihrer Weiterbildungszeit dem Ende zuneigen. Abgeschlossen wird die Facharztweiterbildung in der Schweiz – das wird Sie nicht wundern – mit einer Facharztprüfung. Sobald Sie Ihre Fachsprachprüfung bestanden haben, stellt sich die Frage: Wie geht es jetzt mit Ihrer ärztlichen Karriere weiter?

Einige Ärzte bleiben für immer in der Schweiz. Land und Leute haben sie in ihren Bann gezogen. Wer einmal die klare Bergluft und die finanziellen Vorteile genossen hat, will häufig nicht mehr darauf verzichten. Neben der klinischen Karriere bietet sich Ärzten jetzt die Option einer Niederlassung in der Schweiz. Andere wiederum wollen nach Deutschland zurückkehren und fragen sich, ob ihr Schweizer Facharzttitel hierzulande anerkannt wird. Hier reicht eine kurze Antwort: Ja, das funktioniert im Regelfall reibungslos. Schweizer Facharzt-Diplome finden in Deutschland automatisch Anerkennung.

Ihre Zukunft in der Schweiz

Habe ich zu viel versprochen?! Die Schweiz hat Assistenzärzten neben einem erstklassigen Verdienst noch vieles mehr zu bieten. Neben dem hervorragenden Ausbildungsniveau lockt eines der landschaftlich schönsten Länder der Welt.

Sie planen, als deutscher Assistenzarzt in der Schweiz zu arbeiten und hier sogar Ihren Facharzt zu machen? Dann sind Sie bei Ärzteglück genau richtig. Wir kümmern uns nicht nur darum, eine attraktive Assistenzarztstelle für Sie zu finden; wir unterstützen Sie darüber hinaus bei Ihrer MEBEKO-Anerkennung und dabei, sich im Land wohlzufühlen. Nehmen Sie also unbedingt Kontakt zu uns auf, um schon bald Ihre Assistenzarztstelle in der Schweiz zu ergattern. Wir wollen, dass Sie Ihren Arztberuf lieben – in Deutschland, Österreich und in der Schweiz.

Über den Autor

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Niels C. Fleischhauer

Inhaber von Ärzteglück

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