Collage aus verschiedenen Facharztausbildungen
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Niels C. Fleischhauer

Welche Facharztausbildungen gibt es in Deutschland? Alle 34 medizinischen Fachgebiete und 52 Fachärzte auf einer Liste

Der Kleiderschrank ist voll; und trotzdem hat man “nichts anzuziehen”. Kennen Sie dieses Phänomen? Auch die Auswahl an medizinischen Facharztrichtungen ist riesig. Da ist es schwer, eine schwere Entscheidung zu treffen– zumindest bis heute.

In diesem umfangreichen Ratgeber stellen wir alle Facharztausbildungen vor, die es in Deutschland gibt. Sie erhalten eine praktische Übersicht, welche medizinischen Fachrichtungen es gibt. So wollen wir Ihnen die Qual der Wahl erleichtern. Zudem zeigen wir, wer Sie unterstützt, bezüglich der verfügbaren Facharztausbildungen die richtige Entscheidung zu treffen.

Liste aller Facharztbezeichnungen und Facharztrichtungen in Deutschland

Am Anfang ist es hilfreich, sich einen Überblick zu verschaffen. Wie viele medizinische Facharztrichtungen gibt es in Deutschland? Die aktuelle Muster-Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer von 2018 kennt 52 Facharztbezeichnungen – unterteilt in 34 medizinische Fachgebiete. Sie besitzt nur empfehlenden Charakter. Maßgeblich ist die Weiterbildungsordnung Ihrer zuständigen Landesärztekammer. Doch deren Inhalt dürfte im Wesentlichen deckungsgleich sein. 

Was für Fachärzte beziehungsweise welche medizinischen Facharztrichtungen gibt es in den Weiterbildungsordnungen? Wenig überraschend sind Chirurgie und Innere Medizin mit den meisten Facharzttiteln vertreten. Alleine 18 Facharztbezeichnungen fallen in jene zwei großen Fachgebiete. Diese und alle weiteren medizinischen Fachrichtungen aus Deutschland finden Sie in der nachfolgenden Fachärzte-Liste, die Ihnen gleichzeitig als Inhaltsverzeichnis dient:

  1. Allgemeinmedizin
  2. Anästhesie
  3. Anatomie
  4. Arbeitsmedizin
  5. Augenheilkunde
  6. Biochemie
  7. Chirurgie
    Allgemeinchirurgie
    Gefäßchirurgie
    Herzchirurgie
    Kinder‐ und Jugendchirurgie
    Orthopädie und Unfallchirurgie
    Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
    Thoraxchirurgie
    Viszeralchirurgie
  8. Dermatologie
  9. Gynäkologie
  10. Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
  11. Humangenetik
  12. Hygiene und Umweltmedizin
  13. Innere Medizin
    Angiologie
    Endokrinologie und Diabetologie
    Gastroenterologie
    Hämatologie und Onkologie
    Infektiologie
    Kardiologie
    Nephrologie
    Pneumologie
    Rheumatologie
  14. Kinder- und Jugendmedizin
  15. Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
  16. Laboratoriumsmedizin
  17. Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
  18. Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
  19. Neurochirurgie
  20. Neurologie
  21. Nuklearmedizin
  22. Öffentliches Gesundheitswesen
  23. Pathologie
    Neuropathologie
  24. Pharmakologie
    Klinische Pharmakologie
    Pharmakologie und Toxikologie
  25. Phoniatrie und Pädaudiologie
  26. Physikalische und Rehabilitative Medizin
  27. Physiologie
  28. Psychiatrie und Psychotherapie
  29. Psychosomatische Medizin
  30. Radiologie
  31. Rechtsmedizin
  32. Strahlentherapie
  33. Transfusionsmedizin
  34. Urologie

Wir wissen also, welche medizinischen Facharztrichtungen es in Deutschland gibt. Im nächsten Schritt wollen wir Ihnen jede einzelne von ihnen in Kurzform vorstellen. Das ersetzt zwar nicht das Wahltertial des Praktische Jahres; aber Sie werden feststellen, wie schnell sich ein erstes (und vielleicht entscheidendes) Bauchgefühl für das jeweilige Fachgebiet entwickeln kann.

1. Allgemeinmedizin: die Allrounder

In der Allgemeinmedizin erwartet Sie ein facettenreicher Arbeitsalltag. Als Hausarzt stellen Sie die erste Anlaufstelle für Patienten unterschiedlichen Alters und Geschlechts dar. Die Gesundheitsprobleme sind vielfältig: Von akuten Infektionen über die einfache Krankschreibung bis hin zur langfristigen Betreuung von chronischen Erkrankungen ist alles dabei. Mit Ihrer breiten medizinischen Ausbildung erkennen Sie schnell komplexe Zusammenhänge und leiten gegebenenfalls weitere spezialisierte Untersuchungen sowie Therapien ein. Die Herausforderung liegt darin, die richtige Diagnose zu stellen und die besten Behandlungsoptionen für Ihre Patienten zu finden.

Die Allgemeinmedizin bietet Ihnen viele Möglichkeiten zur Weiterbildung – etwa im Bereich der Geriatrie, Palliativmedizin oder Sportmedizin. Da Hausärzte gerade in ländlichen Regionen dringend benötigt werden, können Sie praktisch überall eine kassenärztliche Praxis übernehmen. Selbst in Metropolen wie Köln bekommen immer mehr Praxisinhaber Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden.

Ihr Arbeitsalltag richtet sich nach den Öffnungszeiten Ihrer Praxis, wodurch Sie eine gute Work-Life-Balance genießen können. Allerdings werden Sie mit einer Kassenpraxis auch zu KV-Diensten verpflichtet. Auf jeden Fall machen die persönliche Bindung zu Ihren Patienten und die Möglichkeit, sie ganzheitlich zu betreuen, die Allgemeinmedizin zu einer einzigartigen Fachrichtung.

Übrigens können Sie den Großteil Ihrer Facharztausbildung für Allgemeinmedizin in einer Praxis absolvieren. Das ist nicht nur gut für Ihre Abendplanung; auch der Hausarzt freut sich: Erstens übernehmen viele Kassenärztliche Vereinigungen und Krankenkassen nahezu die kompletten Lohnkosten für hausärztliche Weiterbildungsassistenten; zweitens kann er Sie für die Praxisnachfolge designieren. 

2. Anästhesie: Wächter im Land der Träume

Als Anästhesist sind Sie unverzichtbar für eine erfolgreiche Durchführung von Operationen und Eingriffen. Ihr Arbeitsumfeld ist der Operationssaal, in dem Sie für die sichere Narkose und Schmerzausschaltung Ihrer Patienten verantwortlich sind. Sie bewerten individuell die Narkosefähigkeit und wählen die passende Anästhesiemethode aus – sei es etwa eine Vollnarkose, Regionalanästhesie oder Sedierung. Präzision und schnelles Handeln sind gefordert, um mögliche Komplikationen zu vermeiden. Dabei arbeiten Sie eng mit dem operierenden Team zusammen und überwachen während des Eingriffs den Zustand des Patienten.

Die Anästhesiologie bietet zahlreiche Möglichkeiten der Spezialisierung – beispielsweise die Intensivmedizin oder Schmerztherapie. Da Anästhesisten in Kliniken, ambulanten OP-Zentren und Notaufnahmen gebraucht werden, gibt es eine Vielzahl von Weiterbildungsstellen. Die Arbeit kann sich in die Länge ziehen und mitunter plötzlich hektisch werden, falls ein Eingriff nicht reibungslos abläuft. Im Gegenzug schätzen Anästhesisten, dass sie sich voll und ganz auf ihre Patienten konzentrieren können. Das wäre in anderen medizinischen Fachbereichen nicht möglich.

3. Anatomie: Forscher und Entdecker im menschlichen Körper

Die Anatomie ist eine faszinierende medizinische Fachrichtung, die sich mit dem Aufbau des menschlichen Körpers befasst. Sie untersuchen Gewebe und Organe mikro- sowie makroskopisch, um deren komplexe Struktur zu verstehen. Ihre Erkenntnisse tragen maßgeblich zum Verständnis von Krankheiten und zur Weiterentwicklung der Medizin bei.

Unter allen Fachärzten gibt es kaum einen, den Sie prozentual so häufig in der universitären Forschung Lehre antreffen wie den Anatom. Daher haben Sie meist mit Medizinstudenten zu tun und vermitteln diesen das fundierte Wissen über den menschlichen Körper. Sie haben die Möglichkeit, an medizinischen Entdeckungen teilzuhaben und Ihr Wissen ständig zu erweitern.

Die Anatomie ist eine der kleinsten aller Facharztrichtungen und verfügt nur begrenzt über Weiterbildungsstellen. Einen entsprechenden Job zu finden, verlangt Ihnen räumliche Flexibilität ab. Sind Sie jedoch erst einmal Assistenzarzt für Anatomie, so dürfen Sie sich über einen Arbeitsplatz mit üblichen Bürozeiten freuen. Dementsprechend ist die Work-Life-Balance von Assistenz- und Fachärzten in der Anatomie und vergleichbaren medizinischen Fachgebieten als gut zu bezeichnen.

4. Arbeitsmedizin: sicher am Arbeitsplatz

Die Arbeitsmedizin befasst sich mit der Gesundheit von Arbeitnehmern und der Prävention arbeitsbedingter Erkrankungen. Als Arbeitsmediziner sind Sie ein wichtiges Bindeglied zwischen Medizin und Arbeitswelt. Sie führen Arbeitsplatzbegehungen durch, um mögliche Gesundheitsrisiken zu identifizieren, und informieren Arbeitgeber über Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Zudem betreuen Sie Mitarbeiter bei arbeitsbedingten Gesundheitsproblemen und begleiten sie während der Genesung.

Als Arbeitsmediziner arbeiten Sie meist nur werktags, da sich Ihr Einsatz nach den betrieblichen Arbeitszeiten richtet. Dabei befindet sich Ihr Büro entweder direkt im Betrieb oder ist Teil eines speziellen arbeitsmedizinischen Dienstes, der mehrere Unternehmen betreut. In jedem Fall leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit und Sicherheit von Arbeitnehmern.

5. Augenheilkunde: für freie Sicht sorgen

Die Augenheilkunde widmet sich der Diagnose und Behandlung von Augenkrankheiten und Sehstörungen. Sie führen Sehtests durch, erkennen Augenkrankheiten wie den Grauer Star und beraten Patienten zu den bestmöglichen Therapieoptionen. Dabei bedienen sich Ophthalmologen verschiedener Instrumente – etwa der Medikation, operativen Eingriffen oder Brillenverschreibungen.

Das Arbeitsumfeld von Augenärzten umfasst in der Regel eine Praxis oder eine Augenklinik, in der Sie moderne Diagnose- und Behandlungsmethoden anwenden. Augenheilkunde ist eine besonders bereichernde Fachrichtung, da Sie das Geschenk des Sehvermögens bewahren und das Leben Ihrer Patienten nachhaltig verbessern können. Daneben gilt die Ophthalmologie auch finanziell als äußerst attraktiv: Das Gehalt von Augenärzten zählt zu den höchsten aller medizinischen Fachrichtungen. Insbesondere operative Stellen sind dementsprechend begehrt.

6. Biochemie: das Beste aus Biologie, Chemie und Medizin

In der Biochemie erforschen Sie die chemischen Prozesse und Moleküle des Lebens. Als Biochemiker untersuchen Sie zum Beispiel Enzyme, Proteine und genetische Informationen, um Krankheiten zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln. Die Biochemie kann eine Schlüsseldisziplin in der modernen Medizin darstellen und bietet Ihnen vielfältige Forschungs- sowie Karrieremöglichkeiten – zum Beispiel in der pharmazeutischen Industrie oder der Krebsforschung.

Ihre Heimat ist das Labor, in welchem Sie komplexe Experimente durchführen und hochmoderne Analysegeräte einsetzen, um die Funktionsweise von Biomolekülen zu erforschen. Biochemiker profitieren von angenehmen, planbaren Arbeitszeiten. Leider ist das Fachgebiet derart klein und die Weiterbildungsstellen in der Bundesrepublik so rar gesät, dass nur alle paar Jahre (!) ein Assistenzarzt seine Weiterbildung beendet.

7. Chirurgie: für ruhige Hände

Als Chirurg sind Sie (wesentlicher) Teil eines hoch spezialisierten Teams, das sich um operative Eingriffe und die Behandlung von Verletzungen sowie Erkrankungen kümmert. Gefragt sind präzise Handarbeit und schnelle Entscheidungen im Operationssaal. Schließlich geht es oftmals um Leben und Tod, weswegen die Chirurgie bei vielen als schwierigste medizinische Fachrichtung gilt.

Als Chirurg arbeiten Sie in einem Krankenhaus oder ambulanten OP-Zentrum. Je nach Arbeitsort fallen Ihre Einsatzzeiten unterschiedlich aus: In Kliniken treten häufig Notfälle auf, sodass es gerne zu jeder Menge Überstunden für Ärzte kommt. Im Bereich der niedergelassenen Chirurgen werden Operationen im Regelfall nach Terminkalender ausgeführt.

Die Chirurgie stellt eine der großen ärztlichen Fachrichtungen dar. Daher werden in praktisch jeder größeren Stadt Deutschlands Kollegen mit passenden Facharzttiteln gesucht. Unterschiede bestehen vor allem darin, wann Assistenzärzte im jeweiligen Fach beziehungsweise Haus alleine operieren dürfen.

Im Laufe ihres Berufslebens spezialisieren sich Chirurgen. Neben vielen spannenden Schwerpunkten und Zusatzbezeichnungen stehen folgende chirurgische Facharztausbildungen zur Auswahl:

  • Allgemeinchirurgie
  • Gefäßchirurgie
  • Herzchirurgie
  • Kinder‐ und Jugendchirurgie
  • Orthopädie und Unfallchirurgie
  • Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
  • Thoraxchirurgie
  • Viszeralchirurgie

8. Dermatologie: ein Fach, das unter die Haut geht

Die Dermatologie beschäftigt sich mit Erkrankungen von Haut, Haaren und Nägeln. Als Dermatologe diagnostizieren und behandeln Sie Hautkrankheiten wie Ekzeme, Psoriasis und Hautkrebs. Im Zuge der Facharztweiterbildung sind Hautärzte darüber hinaus zu Spezialisten für Geschlechtskrankheiten ausgebildet worden.

Dermatologen findet man gleichermaßen in Kliniken und Praxen, wo sie Diagnoseverfahren wie Hautbiopsien oder Lasertherapien einsetzen. Dabei spezialisieren sich viele Hautärzte in der Dermatoonkologie, Allergologie oder Dermatohistologie. Auch die Ästhetische Medizin inklusive Botox-Behandlungen erfreut sich immer größerer Beliebtheit.

Eine passende Weiterbildungsstelle zu finden, gestaltet sich als nicht sonderlich leicht: Insbesondere in Ballungsgebieten übersteigt die Anzahl der Bewerber meist die vakanten Jobs. Wer Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten werden will, benötigt Flexibilität und Durchhaltewillen.

9. Gynäkologie: Begleiten Sie Frauen in allen Lebensphasen

Als Gynäkologe betreuen Sie Frauen in allen Phasen ihres Lebens. Sie führen Vorsorgeuntersuchungen durch, diagnostizieren und behandeln gynäkologische Erkrankungen oder begleiten Schwangerschaften. Das markanteste Merkmal der Frauenheilkunde und Geburtshilfe ist sicherlich der Moment, wenn Sie nach erfolgreicher Geburt einen weiteren kleinen Erdenbürger begrüßen dürfen.

Frauenärzte sind entweder in einer Praxis oder einer gynäkologischen Klinik tätig – beides mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Arbeitsbedingungen. Als niedergelassener Gynäkologe verfügen Sie über geregelte Arbeitszeiten; klinisch angestellte Kollegen der Geburtshilfe dagegen werden rund um die Uhr gebraucht und verfügen über ein eher operativ ausgerichtetes Tagesgeschäft. Schließlich halten sich Babys und Notfälle an keinen Terminkalender.

10. Hals-Nasen-Ohrenheilkunde: für die Sinne

Die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) beschäftigt sich mit Erkrankungen und Funktionsstörungen der namensgebenden Organe sowie weiteren in diesem Bereich liegenden Stellen. Als HNO-Arzt diagnostizieren, behandeln und operieren Sie beispielsweise Mandel-, Mittelohr- oder Nasennebenhöhlenentzündungen. Zudem können Sie sich in verschiedenen Feldern wie der Allergologie oder Tumorchirurgie weiterbilden.

HNO-Fachärzte findet man in Deutschland ambulant wie stationär. Dabei klagen die niedergelassenen Kollegen über einen recht niedrigen Verdienst; auf der anderen Seite sind in Krankenhäusern Nachtschichten und Wochenenddienste zu leisten. Doch egal, welchen Weg Sie wählen – die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde schafft es, Patienten ihre Sinne und damit viel Lebensqualität zu erhalten oder wiederherzustellen.

11. Humangenetik: der Genetik von Krankheiten auf der Spur

Die Humangenetik beschäftigt sich mit der Erforschung der genetischen Grundlagen von Erkrankungen und Erbkrankheiten. Als Humangenetiker führen Sie genetische Tests durch, beraten Patienten zu familiären Risiken und entwickeln personalisierte Therapieansätze. Ihr Arbeitsumfeld ist meist ein genetisches Labor, in dem Sie komplexe DNS-Analysen durchführen.

Die Humangenetik gehört zu den wenigen medizinischen Fachgebieten, bei denen Ärzte überwiegend geregelte Arbeitszeiten genießen. Hier kommen Sie als Arzt völlig ohne Dienste aus. Der Tag lässt sich gut planen. Weiterbildungsstellen in medizinischen Bereichen wie der Humangenetik sind entsprechend beliebt. Möchten Sie in diese Fachrichtung vorstoßen, so sollten Sie bereit sein, bundesweit umzuziehen.

12. Hygiene und Umweltmedizin: Vorsicht ist besser als Nachsicht

Das Fachgebiet der Hygiene und Umweltmedizin befasst sich mit der Prävention und Kontrolle von Infektionskrankheiten sowie Umweltgefahren. Als Hygiene- und Umweltmediziner überwachen Sie Krankenhaushygiene, Impfprogramme und Umweltfaktoren, die die Gesundheit beeinflussen. Anders als die überwiegende Zahl von Kollegen anderer Facharztausbildungen richtet sich Ihr Augenmerk nicht auf einzelne Patienten, sondern große Gruppen oder sogar die gesamte Bevölkerung. Es gibt Überschneidungen zu den Kollegen des Öffentlichen Gesundheitswesens.

Ihr Arbeitsplatz befindet sich mehrheitlich in einer Hygienestation oder Gesundheitsbehörde. Die Arbeit in solchen Einrichtungen stand spätestens seit der Corona-Pandemie zunehmend im öffentlichen Fokus. Das ändert aber nichts daran, dass es für angehende Hygiene- und Umweltmediziner noch sehr wenige Assistenzarztstellen gibt.

13. Innere Medizin: die Welt der inneren Organe

In der Inneren Medizin sind Sie ein Experte für die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen der inneren Organe wie Herz, Lunge, Leber oder Nieren. Als Internist arbeiten Sie in einem Krankenhaus oder einer internistischen Praxis, wo Sie entsprechend Ihrer Spezialisierung Patienten mit unterschiedlichsten Beschwerden betreuen. Abseits des regulären Facharztes für Innere Medizin und einer Fülle möglicher Zusatzqualifikationen bestehen folgende Facharztrichtungen innerhalb des Fachgebiets:

  • Angiologie
  • Endokrinologie und Diabetologie
  • Gastroenterologie
  • Hämatologie und Onkologie
  • Infektiologie
  • Kardiologie
  • Nephrologie
  • Pneumologie
  • Rheumatologie

Der Arbeitsalltag aller internistischen Fachärzte ist geprägt von körperlichen Untersuchungen, Diagnosestellungen und der Koordination von Therapien. Verlässt ein Patient das akute Stadium, wird er in eine andere Abteilung verlegt. Einige Weiterbildungsassistenten beklagen daher, dass sie – jedenfalls im stationären Sektor – den Weg der Genesung ihrer Patienten nicht mehr verfolgen können.

Stellenausschreibungen für Assistenzärzte und Fachärzte der Inneren Medizin gehören zu den häufigsten Arztstellen, welche es gibt. Das ist wenig verwunderlich; beinhaltet doch kein anderes Fachgebiet in Deutschland mehr Facharztbezeichnungen als die Innere Medizin. Auf eine Bewerbung werden Sie gefühlt fünf Stellenzusagen erhalten. Außerdem gilt die Innere Medizin aufgrund ihrer breiten Ausrichtung als vernünftige Wahl, wenn es um die erste Assistenzarztstelle geht. Viele verlassen diese Fachrichtung jedoch schnell wieder, da Überstunden und Dienste äußerst belastend sein können. Berüchtigt sind auch die mehr oder weniger zahlreichen ärztlichen 24-Stunden-Dienste, welche in vielen Kliniken allmählich auf 12-Stunden-Dienste umgestellt werden.

14. Kinder- und Jugendmedizin: kleine Patienten mit großen Sorgen

In der Kinder- und Jugendmedizin sind Sie für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen verantwortlich. Wenn Sie Kinderarzt werden, führen Sie Vorsorgeuntersuchungen durch, diagnostizieren sowie behandeln Kinderkrankheiten und begleiten die Entwicklung Ihrer jungen Patienten. Dies tun Sie entweder in einer Kinderarztpraxis oder – bei ernsteren Fällen – in einer Kinderklinik.

Die Pädiatrie stellt für viele Medizinstudenten einen Traumberuf dar. Insbesondere in der Kinderonkologie merken sie dann aber, dass man als Kinderarzt auch seelischen Belastungen ausgesetzt ist. Zudem wird man während der Facharztweiterbildung leider nicht darauf vorbereitet, dass die Eltern eine wesentlich größere Herausforderung als Ihre kleinen Patienten darstellen. Wer sich für den Beruf als Pädiater entscheidet, hat wunderbare Jobaussichten – übrigens auch und gerade, wenn man als Arzt in die Schweiz geht.

15. Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie: eine schwierige Kindheit

In der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) beschäftigen Sie sich mit der Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen bei Kindern sowie Jugendlichen. Ihre jungen Patienten haben verschiedene Leiden wie etwa ADHS, Angststörungen oder Essstörungen. Viele von ihnen sind traumatisiert. Ihre Aufgabe ist es, die individuelle psychische Gesundheit der Kleinen zu fördern und ihre Entwicklung zu unterstützen. Der Umgang mit den dazugehörigen Erziehungs- beziehungsweise Sorgeberechtigten darf nicht vernachlässigt werden und stellt – vergleichbar mit der Pädiatrie – eine große Herausforderung dar.

Beliebte Spezialisierungen innerhalb der KJP sind Suchtmedizin oder die Kinder- und Jugendpsychotherapie. Infolge der Corona-Pandemie mit ihren Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen hat der Bedarf an Kinder- und Jugendpsychiatern enorm zugenommen. Ärztliche Fachrichtungen wie die KJP als “krisensicher” zu bezeichnen, wäre also noch untertrieben.

16. Laboratoriumsmedizin: Medizin im Reagenzglas

Als Facharzt für Laboratoriumsmedizin arbeiten Sie in einem medizinischen Labor und analysieren Proben von Patienten. Sie sind für die Untersuchung von Blut, Geweben und anderen biologischen Materialien zuständig, um Krankheiten zu erkennen und den Verlauf von Therapien zu überwachen. Ihr Arbeitsalltag ist geprägt von präzisen Analysen und modernster Labortechnik. Dabei liefern Sie wichtige Daten für die klinische Entscheidungsfindung.

Arbeitgeber in der Labormedizin konzentrieren sich überwiegend auf die größeren Ballungsgebiete. Eine solche Ausbildungsstelle als Assistenzarzt zu bekommen, gilt daher als recht anspruchsvoll, weil die Menge an Bewerbern üblicherweise recht groß ist. Dafür bietet sich fertigen Laboratoriumsmedizinern später die Möglichkeit, selbst ein Labor zu übernehmen – eine finanziell äußerst lukrative Option.

17. Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie: Wann droht die nächste Pandemie?

In dieser faszinierenden Fachrichtung wenden Sie sich den kleinsten Lebensformen und ihrer Bedeutung für den Menschen zu: Sie beschäftigen sich mit der Erforschung von Mikroorganismen und Viren, die Infektionskrankheiten verursachen. Als Mikrobiologe, Virologe und Infektionsepidemiologe spielen Sie eine entscheidende Rolle bei der Identifizierung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten bis hin zu Pandemien. Ihr Arbeitsalltag ist geprägt von spannenden Entdeckungen und der Entwicklung neuer Therapieansätze.

Da Infektionskrankheiten weltweit eine große Herausforderung darstellen, sind Ihre Kenntnisse grenzüberschreitend gefragt. Wie in anderen medizinischen Fachbereichen richtet sich Ihr Arbeitsalltag nach den Anforderungen des Labors. Insbesondere während der Corona-Pandemie hat sich die Nachfrage nach entsprechenden Weiterbildungsstellen intensiviert.

18. Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie: Verschmelzung von Human- und Zahnmedizin

Als Mund-Kiefer-Gesichtschirurg sind Sie auf Eingriffe im Bereich von Mund, Kiefer und Gesicht spezialisiert. Sie arbeiten in einer chirurgischen Klinik, in der Sie komplexe Operationen wie beispielhaft Kieferkorrekturen, Zahnimplantationen oder Gesichtsrekonstruktionen durchführen. Ihre Expertise ist gefragt, um funktionelle und ästhetische Aspekte zu optimieren.

Die Besonderheit der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (MKG-Chirurgie) zeigt sich schon an der Tatsache, dass Sie neben einem humanmedizinischen gleichermaßen ein zahnmedizinisches Staatsexamen benötigen. Nur wenige Ärzte wählen diesen Weg des doppelten Studiums. Daher handelt es sich bei der MKG-Chirurgie um ein eher kleines Fach, weswegen es wohnortnah in vielen Fällen keine Möglichkeiten zur Weiterbildung gibt. 

19. Neurochirurgie: Präzision ist Pflicht

In der Neurochirurgie sind Sie für Eingriffe am Gehirn, Rückenmark und peripheren Nervensystem verantwortlich. Somit operieren Sie Menschen an den sensibelsten Körperstellen. Dazu gehören auch komplexe Vorgänge wie beispielsweise Tumorresektionen oder die Behandlung von Schädel-Hirn-Traumata. Solche und weitere Eingriffe verlangen Neurochirurgen die höchstmögliche Genauigkeit ab.

Fachärzte für Neurochirurgie arbeiten in einer neurochirurgischen Klinik. Da neurochirurgische Eingriffe oft sehr komplex sind, können sich Ihre Arbeitstage in die Länge ziehen. Den Feierabend zu planen, kann also schwerfallen. Zudem sind Nachtdienste und die Arbeit an Feiertagen oder Wochenenden schon in der Assistenzarztzeit üblich.

20. Neurologie: geht “auf die Nerven”

Sie darf auf der Liste der medizinischen Fachgebiete nicht fehlen: In der Neurologie beschäftigen Sie sich mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems. Sie arbeiten in einer neurologischen Klinik, einer spezialisierten Praxis oder auch einer Rehabilitationseinrichtung. Dort betreuen Sie Patienten mit verschiedenen neurologischen Erkrankungen. Dazu zählen etwa Schlaganfälle, Epilepsie oder Multiple Sklerose. Ihre Aufgabe ist es, die Funktion des Nervensystems zu beurteilen und passende Therapien einzuleiten.

Die Neurologie entwickelte sich gemeinsam mit der Psychiatrie aus der früheren “Nervenheilkunde”. Des Weiteren besitzt sie große Überschneidungen mit anderen Facharztausbildungen wie der Neurochirurgie. Also bestehen für Ärzte vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten – zum Beispiel die Neuropathologie oder Neurorehabilitation. Es wird Sie nicht verwundern, dass neurologische Abteilungen zahlreich zu finden sind.

21. Nuklearmedizin: Radioaktivität kann Gutes bewirken

Als Facharzt für Nuklearmedizin führen Sie medizinische Untersuchungen und Therapien mithilfe radioaktiver Substanzen durch. Sie nutzen nuklearmedizinische Verfahren wie zum Beispiel Szintigrafien oder die Positronen-Emissions-Tomographie, um Krankheiten zu diagnostizieren und den Verlauf von Therapien zu verfolgen. Die Übergänge zur Radiologie und der Strahlentherapie sind fließend.

Nuklearmediziner können in Kliniken und Praxis beschäftigt sein. Dabei profitieren die ambulanten Kollegen in der Regel von besseren Arbeitszeiten. Wer sich in diesem Fachgebiet als Arzt selbstständig machen möchte, sollte sich allerdings auf große Investitionskosten einstellen; denn (neue) nuklearmedizinische Geräte können einen siebenstelligen Betrag kosten.

22. Öffentliches Gesundheitswesen: zum Wohle der Bevölkerung

Als Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen sind Sie in einer Gesundheitsbehörde des Öffentlichen Gesundheitsdienstes tätig. Darunter fallen vor allem Gesundheitsämter. Sie analysieren Gesundheitsdaten, entwickeln Präventionsmaßnahmen und leiten Gesundheitsprogramme ein. Ihre Verantwortung ist die Sicherstellung der Gesundheit der Bevölkerung als Ganzes.

Vor der Corona-Pandemie führte das Fachgebiet des Öffentlichen Gesundheitswesens verglichen mit anderen ärztlichen Fachrichtungen ein Schattendasein. Doch in letzter Zeit mehrten sich Stimmen, die eine Aufwertung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes mitsamt den dort arbeitenden Ärzten forderten. Insofern sind Sie herzlich willkommen, wenn Sie Ihre Facharztweiterbildung in diesem Bereich absolvieren möchten.

23. Pathologie: die Zelle im Fokus

In der Pathologie beschäftigen Sie sich mit der Erforschung von Krankheiten und deren Ursachen. Sie arbeiten in einem pathologischen Institut, in dem Sie Gewebeproben analysieren und Diagnosen stellen. Wenn Sie Pathologe werden, spielen Sie eine entscheidende Rolle bei der Diagnose von Krebserkrankungen und anderen Pathologien. Ihre Expertise ist gefragt, um den Verlauf von Erkrankungen zu verstehen und die richtige Therapie einzuleiten. Um mit diesem Facharzt glücklich zu werden, sollten Sie das Mikroskopieren lieben.

Obwohl die Pathologie selbst ein sehr kleines Fachgebiet darstellt, beinhaltet sie – zumindest in Deutschland – eine (noch kleinere) Facharztrichtung: die Neuropathologie. Neuropathologen haben sich auf die Erkrankungen des Zentralnervensystems, der peripheren Nerven und der Hirnhäute spezialisiert.

24. Pharmakologie: Arzt oder Apotheker?

In der Pharmakologie beschäftigen Sie sich mit der Erforschung und Entwicklung von Arzneimitteln. Pharmakologen identifizieren neue Wirkstoffe und untersuchen die Wirkung von Medikamenten auf den Körper. Typische Arbeitgeber sind Unikliniken, aber auch Unternehmen der Pharmaindustrie. Wer als Arzt in die freie Wirtschaft gehen möchte, ist hier also goldrichtig.

Pharmakologen können sich in zwei Strömungen weiter spezialisieren: Entweder betreuen sie klinische Studien im Rahmen der Forschung; alternativ können sie – nach dem Motto “die Dosis macht das Gift” – in die Toxikologie gehen. Somit stehen innerhalb der Pharmakologie zwei medizinische Facharztausbildungen zur Auswahl:

  • Klinische Pharmakologie
  • Pharmakologie und Toxikologie

25. Phoniatrie und Pädaudiologie: Pauken und Trompeten

In der Phoniatrie und Pädaudiologie kümmern Sie sich um die Diagnose sowie Therapie von sowohl Stimm- und Sprachstörungen als auch Hörproblemen. Es liegt in Ihrer Verantwortung, die Kommunikationsfähigkeit Ihrer Patienten zu verbessern und ihnen zu einem besseren Hörvermögen zu verhelfen. Da der Hörsinn den Alltag stark beeinflusst, tragen Phoniater und Pädaudiologen einen gewichtigen Anteil zum Lebensglück ihrer Patienten bei.

Die Phoniatrie und Pädaudiologie gehört zu den kleinsten aller Facharztrichtungen beziehungsweise medizinischen Fachgebiete, die es in Deutschland gibt. Es ist nicht leicht, eine Assistenzarztstelle zu ergattern. In jedem Fall sollten Sie in die Nähe einer Uniklinik ziehen.

Vorübergehend hieß das Fachgebiet übrigens “Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen”. Diese Bezeichnung konnte sich jedoch nie richtig durchsetzen. 2018 kehrte man bei der Novellierung der Muster-Weiterbildungsordnung wieder zum ursprünglichen Namen “Phoniatrie und Pädaudiologie” zurück.

26. Physikalische und Rehabilitative Medizin: Begleiter auf dem Weg der Besserung

In der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin stehen Sie im Mittelpunkt der Rehabilitation von Patienten mit körperlichen Einschränkungen und chronischen Schmerzen. Dabei spielt sich Ihr Arbeitstag in einer Rehabilitationsklinik ab, wo Sie Therapiepläne erstellen und diverse physikalische Therapien durchführen lassen können. Hierzu gehören beispielhaft die Physiotherapie, Elektrotherapie oder Balneotherapie. Ihre Aufgabe ist es, die Funktion und Lebensqualität Ihrer Patienten zu verbessern und sie bei der Wiedereingliederung in den Alltag zu unterstützen. Zum Schluss verfassen Sie ausführliche Berichte zum Erfolg der Heilbehandlung und weitere unterstützende Maßnahmen.

Die Physikalische und Rehabilitative Medizin wird immer beliebter. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Sie hier – anders als in kurativen Fachgebieten wie der Chirurgie oder Inneren Medizin – den Patienten auf seinem Weg “bergauf” begleiten können. Zudem lässt sich ein Großteil Ihrer Arbeit gut planen, sodass sich Überstunden in Grenzen halten.

27. Physiologie: Wie funktioniert unser Körper?

In der Physiologie erforschen Sie die Funktionen von Organen und Geweben. Ihr Arbeitsort ist ein Labor, in dem Sie Experimente durchführen und physiologische Prozesse analysieren. Das zentrale Forschungsobjekt von Physiologen sind die Mechanismen im Körper, die für Gesundheit und Krankheit verantwortlich sind.

Wenn Sie als Physiologe arbeiten möchten, sollten Sie sich auf einsame Stunden gefasst machen. Immerhin hat in den Jahren 2021 und 2022 kein einziger (!) Weiterbildungsassistent die Facharztbezeichnung Physiologie erlangt. Da erscheint es umso erstaunlicher, dass Sie sich sogar noch weiter spezialisieren können – etwa in der Neurophysiologie oder der Kardiovaskulären Physiologie.

28. Psychiatrie und Psychotherapie: der Psyche auf den Grund gehen

In der Psychiatrie und Psychotherapie sind Sie für die Diagnostik und Behandlung von psychischen Erkrankungen verantwortlich. Sie führen Psychotherapien durch und leiten medikamentöse Therapien ein. Wenn Sie Psychiater werden, spielen Sie eine entscheidende Rolle bei der Betreuung von Patienten mit Depressionen, Angststörungen oder psychotischen Erkrankungen.

Psychiater unterscheiden sich von psychologischen Psychotherapeuten insbesondere dadurch, dass sie Medikamente verschreiben dürfen. Sie können in Kliniken und Praxen arbeiten. Aber leider zählen niedergelassene Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie in Deutschland nicht zu den Kollegen, welche am meisten verdienen

29. Psychosomatische Medizin: Körper und Geist vereint

In der Psychosomatischen Medizin befassen Sie sich mit der Erforschung sowie Behandlung von Erkrankungen, bei denen körperliche und psychische Faktoren eng miteinander verknüpft sind. Dabei berücksichtigen Sie die wechselseitige Beziehung von psychischen und somatischen Faktoren. Ihre Patienten leiden typischerweise unter somatoformen Beschwerden, Essstörungen oder chronischen Schmerzen. Das Fachgebiet impliziert auch den in Deutschland kurzlebigen Facharzttitel “Psychotherapeutische Medizin”.

Als Facharzt für Psychosomatik können Sie ambulant wie stationär arbeiten. Eine Besonderheit stellt die Tatsache dar, dass sich das Fachgebiet für jene Ärzte anbietet, die im Homeoffice arbeiten möchten. Von derartigen Beschäftigungsmöglichkeiten erwarte ich in Zukunft immer mehr Optionen.

30. Radiologie: das Unsichtbare sichtbar machen

In der Radiologie sind Sie für die Bildgebung des menschlichen Körpers verantwortlich, um Krankheiten zu erkennen und zu diagnostizieren. Sie arbeiten überwiegend in MVZ, Praxen oder der radiologischen Abteilung eines Krankenhauses. Dort befunden Sie Röntgen-, CT- und MRT-Bilder. Gegebenenfalls klären Sie auch Fragestellungen sonografisch ab.

Als Radiologe spielen Sie eine entscheidende Rolle bei der Diagnose von Tumoren, Frakturen oder anderen pathologischen Veränderungen. Mit Ihrer Spezialisierung sind Sie wesentlicher Ansprechpartner für verschiedene andere medizinische Fachrichtungen. Insofern ist die Radiologie von einem hohen Grad an Interdisziplinarität geprägt.

Wenn Sie Radiologe werden, können Sie sich in verschiedenen Bereichen der Medizin weiter spezialisieren – so in der Neuroradiologie oder Interventionellen Radiologie. Vielleicht werden Sie ja irgendwann die Entscheidung treffen, einen KV-Sitz zu übernehmen. Dann dürfen Sie sich über hohe Umsätze in Ihrer Praxis freuen. Berücksichtigen Sie dabei aber, dass die Praxisübernahme und Anschaffung der notwendigen Gerätschaften hohe Kosten verursachen und Anfangsinvestitionen erfordern.

31. Rechtsmedizin: medizinische Kriminalisten

In der Rechtsmedizin sind Sie an der Schnittstelle von Medizin und Recht tätig. Sie befassen sich mit der Untersuchung von Todesursachen und körperlichen Verletzungen. Als Rechtsmediziner wirken Sie maßgeblich bei der Aufklärung von Straftaten und Identifizierung von unbekannten Verstorbenen mit. So erstellen Sie etwa forensische Gutachten und führen Obduktionen durch.

Fachärzte für Rechtsmedizin sind in einem rechtsmedizinischen Institut angestellt. Die Arbeitszeiten sind dementsprechend geregelt. Überstunden fallen selten an. Damit gehört die Rechtsmedizin zu denjenigen medizinischen Fachgebieten mit einer zumeist guten Work-Life-Balance.

Die Rechtsmedizin erlebte während der Corona-Pandemie einen wahren “Boom”: Während 2020 nur 10 Rechtsmediziner ihre Facharztweiterbildung beendeten, waren es ein Jahr später mehr als dreimal so viel (!). 2022 normalisierten sich die Zahlen wieder.

32. Strahlentherapie: mit Strahlen gegen den Krebs

In der Strahlentherapie sind Sie für die Behandlung von Krebserkrankungen mit gezielter Strahlung verantwortlich. Ihr Arbeitsort ist eine strahlentherapeutische Abteilung eines Krankenhauses, wo Sie Tumore bestrahlen. Dieses Fachgebiet befindet sich im Übergangsbereich zwischen Radiologie und Onkologie. Deswegen wird es auch als “Radioonkologie” bezeichnet.

Das Feld eines Strahlentherapeuten bringt es mit sich, dass Sie Ihre Patienten oft viele Jahre begleiten. Je nach Tumorart und -stadium findet die Bestrahlung kurativ oder palliativ gegen die Schmerzen statt. Dabei ist der Therapieerfolg je nach Fall höchst unterschiedlich. Einige Tumore sprechen unterschiedlich gut auf Strahlung an. Somit ist der Tod ein ständiger Begleiter von Fachärzten für Strahlentherapie. Das kann als Belastung wahrgenommen werden.

33. Transfusionsmedizin: ein blutiges Fach

In der Transfusionsmedizin geht es um die Versorgung von Patienten mit Blutprodukten. Dies geschieht in einer entsprechend spezialisierten Abteilung eines Krankenhauses. Dort beaufsichtigen Sie Blutspenden, bestimmen Blutgruppen und bereiten Blutprodukte für Operationen sowie Behandlungen vor. Auch der Einsatz bei einem Blutspendedienst ist möglich.

Als Transfusionsmediziner arbeiten Sie mit vielfältigen anderen Disziplinen und medizinischen Fachbereichen wie der Chirurgie oder Gynäkologie zusammen. Sie alle sind auf Bluttransfusionen angewiesen. Auch wenn wir es bei der Transfusionsmedizin mit einem sehr kleinen Fach zu tun haben – die Bedeutung dieses Facharzttitels ist nicht zu unterschätzen.

34. Urologie: mehr als nur ein “Männerarzt”

In der Urologie sind Sie für die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen der Harnorgane und der männlichen Geschlechtsorgane verantwortlich. Als Urologe führen Sie urologische Untersuchungen durch, nehmen auch Operationen vor und betreuen Patienten, die an Blasenentzündungen, Nierensteinen oder Prostatakrebs leiden. Insofern stimmt das Klischee vom “Männerarzt” nur bedingt.

Urologen können stationär und ambulant eingesetzt werden. Auch bietet das Fachgebiet mit beispielsweise der Kinderurologie oder urologischen Onkologie einige Möglichkeiten zur tiefer gehenden Weiterbildung. Wer will, kann sich dabei als Androloge vollständig auf die Männerheilkunde spezialisieren.

Welcher Facharzt passt zu mir?

Bei der Überlegung, welche medizinischen Fachrichtungen für Sie infrage kommen, dürften mehrere Faktoren eine Rolle spielen:

Obwohl allerorten vom “Ärztemangel” die Rede ist, kann ich dies gerade in deutschen Ballungsgebieten und kleinen medizinischen Fachgebieten nicht feststellen. Manch eine ärztliche Karriere wird schlicht und ergreifend durch die Verfügbarkeit von Weiterbildungsstellen bestimmt. Die folgende Liste mit den medizinischen Fachrichtungen verdeutlicht, wie viele Fachärzte jährlich die Facharztprüfung in Deutschland bestanden und Facharztbezeichnungen erwerben:

FacharztbezeichnungenAnzahl
Allgemeinmedizin
Innere und Allgemeinmedizin (Hausarzt)1
1874
Anästhesie1227
Anatomie0
Arbeitsmedizin257
Augenheilkunde341
Biochemie1
Allgemeinchirurgie
Allgemeine Chirurgie1
194
Chirurgie10
Gefäßchirurgie159
Herzchirurgie58
Kinderchirurgie36
Orthopädie und Unfallchirurgie
Orthopädie1
943
Plastische und Ästhetische Chirurgie
Plastische Chirurgie1
112
Thoraxchirurgie49
Viszeralchirurgie
Visceralchirurgie1
412
Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Gynäkologie und Geburtshilfe1
693
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde236
Phoniatrie und Pädaudiologie
Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen1
16
Haut- und Geschlechtskrankheiten287
Humangenetik18
Hygiene und Umweltmedizin15
Innere Medizin2025
Innere Medizin und Endokrinologie und Diabetologie39
Innere Medizin und Angiologie27
Innere Medizin und Gastroenterologie280
Innere Medizin und Geriatrie12
Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie164
Innere Medizin und Kardiologie587
Innere Medizin und Nephrologie149
Innere Medizin und Pneumologie159
Innere Medizin und Rheumatologie58
Kinder- und Jugendmedizin733
Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie161
Laboratoriumsmedizin52
Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie37
Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
Kieferchirurgie1
82
Neurochirurgie127
NeurologieNervenheilkunde1646
Nuklearmedizin49
Öffentliches Gesundheitswesen36
Neuropathologie4
Pathologie69
Klinische Pharmakologie3
Pharmakologie und Toxikologie1
Physikalische und Rehabilitative Medizin64
Physiologie0
Psychiatrie und Psychotherapie55
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Psychotherapeutische Medizin1
159
Radiologie
Radiologische Diagnostik1
493
Rechtsmedizin14
Strahlentherapie78
Transfusionsmedizin12
Urologie306
Menge an Anerkennungen von Facharztbezeichnungen im Jahr 2022 in Deutschland laut Bundesärztekammer. Gleiche medizinische Facharztrichtungen unterschiedlicher Benennung sind summiert. 1 Facharztausbildungen, die aus den Weiterbildungsordnungen entfernt worden sind.

Genau die Richtige unter den Facharztausbildungen auswählen

Es raucht Ihnen bestimmt der Kopf. Das kann ich verstehen. Zudem entstehen im Laufe der Zeit neue medizinische Fachrichtungen und kommen Facharztbezeichnungen hinzu. Die Liste an Facharztausbildungen und Arztberufen wird also immer länger. Zuletzt war das der Fall beim Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie, der 2021 auftrat. Eventuell wird es demnächst auch einen Facharzt für Geriatrie oder Gendermedizin geben. Immerhin wissen Sie nun, was es für Fachärzte gibt.

Sie können sich noch nicht entscheiden? Idealerweise sollten Sie in alle interessanten Facharztrichtungen reinschnuppern. So jedenfalls lautet aus meiner Sicht einer der wertvollsten Tipps für (angehende) Assistenzärzte vor der Facharztausbildung. Doch dafür reicht die Zeit in PJ, Famulatur und selbst als Assistenzarzt kaum aus. Zum Glück gibt es eine einfache Lösung.

Im Perspektiven-Coaching von Ärzteglück finden Sie heraus, welche der Facharztausbildungen genau die richtige für Sie ist. Eine Kollegin mit mehr als zwölf Jahren Coaching-Erfahrung unterstützt Sie im Findungsprozess. Wir wollen, dass Sie Ihren Arztberuf lieben. Reservieren Sie sich hier Ihren Coaching-Termin – am besten zeitnah, da die Termine knapp sind.

Über den Autor

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Niels C. Fleischhauer

Inhaber von Ärzteglück

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